Karim Benzema und Kylian Mbappé (rechts) verstehen sich im französischen Angriff prächtig.

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Das Loch, der Krater, im Rasen ist gestopft, es gibt keinen Auftrag von Ralf Rangnick an seine hochmotivierten Spieler am Freitagabend (20.45 Uhr, ORF 1) den Mittelkreis zu meiden. Der österreichische Teamchef hat bei der Abschlusspressekonferenz nicht gesagt, dass das Happel-Stadion eine Bruchbude ist, er erinnerte daran, dass es in Wien weitere zwei Stadien gibt, von Rapid und Austria. Allerdings sind die für ein Nations-League-Match gegen Weltmeister Frankreich zu klein. Das Fassungsvermögen von 48.000 Zuschauern ist das einzige Argument fürs Happel gewesen, das Ereignis ist ausverkauft.

Am Pfingstmontag, beim 1:2 gegen Dänemark, gab es zusätzlich zu der nach dem Abpfiff festgestellten Grube noch einen eineinhalbstündigen Stromausfall. Die Addition dieser Kalamitäten war fast originell. Rangnick: "Hoffentlich passiert das 30 Jahre nicht mehr." Er wäre dann 93 und vermutlich nicht mehr österreichischer Teamchef.

Kapitän David Alaba hat jedenfalls keine Angst, in ein neues Loch zu fallen, der europäische Verband Uefa hat ja grünes Licht gegeben, es wurden keine weiteren Hohlräume entdeckt, irgendwem muss man ja vertrauen. "Das Gras könnte kürzer geschnitten sein."

Frankreich kommt nicht, Frankreich ist seit Donnerstag da. "Die Freude ist riesig", sagt Alaba. "Wir lieben es, uns mit solchen Gegner zu messen."

Proaktiv

Der Start in die Nations League war fast vorzüglich. Beim 3:0 in Kroatien passte nur die Leistung in der ersten halben Stunde nicht, beim 1:2 gegen Dänemark war lediglich das Ergebnis unangenehm. Rangnick: "Gegen Frankreich müssen wird die Leistungen nicht nur bestätigen, sondern einen weiteren Schritt nach vorne machen. Gegen die Dänen waren wir der Chef im Ring, aber die Franzosen haben mehr individuelle Klasse." Wie man den Weltmeister ärgern möchte? "Durch proaktiven Fußball."

Die Franzosen unterlagen in Paris Dänemark 1:2, erreichten in Kroatien ein 1:1, liegen in der Tabelle also hinter Österreich. Allerdings hat Trainer Didier Deschamps zweimal ordentlich durchgemischt. Rangnick: "Möglicherweise haben wir einen kleinen mentalen Vorteil, weil die Partie für uns etwas Besonderes ist. Wir müssen perfekt sein, um zu gewinnen. Es kommt auf jedes einzelne Detail an."

Angebot

Frankreich hat freilich Kylian Mbappé und Karim Benzema, zwei der weltbesten Stürmer, anzubieten. Der 23-jährige Mbappé ist fast schneller als der Schall, er hat bei Paris Saint-Germain den Vertrag verlängert, soll in drei Jahren angeblich 400 Millionen Euro kassieren. Rangnick über den steinreichen Jungspund: "Er ist das Maß aller Dinge, hat alles, was ein moderner Stürmer braucht. Ihm gehört die Zukunft, sofern er am Boden bleibt."

Über den 34-jährigen Benzema kann Alaba bestens Auskunft geben, sie sind ja Kollegen beim spanischen Meister und Champions-League-Gewinner Real Madrid. "Es ist etwas Spezielles, mit ihm zu spielen und zu arbeiten. Seine Einstellung und seine Intensität sind großartig. Und auch seine Tore."

Da Lassos im Fußball nach wie vor verboten sind, muss man laut Rangnick "die Zulieferung unterbinden und möglichst wenig Bälle in unsere Box zulassen. Angriff ist gegen solche Gegner die beste Verteidigung."

Frische

Es wird wieder rotiert. Rangnick entscheidet nach "bestmöglicher Frische. Im Idealfall sollen die Frischen die Besten sein." Christoph Baumgartner, Stefan Posch und Marco Friedl dürften ausfallen. Nach Heinz Lindner (Kroatien) und Patrick Pentz (Dänemark) könnte Martin Fraisl im Tor eine Chance bekommen. Xaver Schlager und Konrad Laimer spielten 180 Minuten durch, es könnten durchaus 270 werden, die beiden gelten als Duracell-Hasen im Mittelfeld. Die Bilanz ist aus österreichischer Sicht negativ: 23 Spiele, neun Siege, zwei Remis, zwölf Niederlagen. Deschamps hat aber "sehr großen Respekt". (Christian Hackl, 9.6.2022)

Fußball-Nations-League, Liga A, Gruppe 1, 3. Runde:

Österreich – Frankreich (Wien, Ernst Happel Stadion, Freitag, 20.45 Uhr/live ORF 1, SR Sidiropoulos/GRE)

Österreich: Fraisl (Schalke/0 Länderspiele) – Lainer (Mönchengladbach/35/2 Tore), Danso (Lens/8/0), Alaba (Real Madrid/93/14), Wöber (Salzburg/8/0) – Laimer (RB Leipzig/22/2), Sabitzer (Bayern/62/12), X. Schlager (Wolfsburg/27/2), Seiwald (Salzburg/5/0) – Arnautovic (Bologna/100/33), Gregoritsch (Augsburg/37/7)

Ersatz: Lindner (Basel/31), Pentz (Austria/2) – Posch (Hoffenheim/16/1), Trauner (Feyenoord Rotterdam/6/1), Friedl (Werder Bremen/5/0), Trimmel (Union Berlin/22/1), Wolf (Swansea City/0), D. Ljubicic (Köln/3/1), Lazaro (Benfica Lissabon/34/3), Wimmer (Arminia Bielefeld bzw. Wolfsburg/0), Weimann (Bristol City/17/0), Onisiwo (Mainz/16/1), Kalajdzic (Stuttgart/14/4), Baumgartner (Hoffenheim/21/6)

Es fehlen: Lienhart (erkrankt), Hinteregger, Grillitsch (beide verletzt)

Fraglich: Baumgartner (erkrankt), Posch, Friedl (beide angeschlagen)

Frankreich: Lloris (Tottenham Hotspur) – Saliba (Olympique Marseille), L. Hernandez (Bayern München), Kounde (FC Sevilla) – Coman (Bayern München), Kante (Chelsea), Tchouameni (AS Monaco), T. Hernandez (AC Milan) – Griezmann (Atletico Madrid) – Benzema (Real Madrid), Nkunku (RB Leipzig)

Ersatz: Areola (West Ham United), Maignan (AC Milan) – Clauss (RC Lens), Digne (Aston Villa), Kimpembe (Paris Saint Germain), Kanoute (Liverpool), Pavard (Bayern München), Guendouzi (Olympique Marseille), Kamara (Olympique Marseille), Rabiot (Juventus Turin), Diaby (Bayer Leverkusen), Ben Yedder (AS Monaco), Mbappe (Paris Saint Germain)

Es fehlen: Pogba, Varane (beide verletzt)

Fraglich: Mbappe (Knieblessur)

Parallelspiel am Freitag (20.45 Uhr): Dänemark – Kroatien

Nächste Runde (jeweils Montag, 20.45 Uhr): Dänemark – Österreich, Frankreich – Kroatien