Mick Schumacher steht unter Druck.

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Diese Saison hätte sich Mick Schumacher anders vorgestellt. In seinem zweiten Jahr in der Formel 1 wollte der Deutsche die nächsten Schritte in seiner Entwicklung gehen, stattdessen steht der Haas-Pilot mit Patzern in den Schlagzeilen.

In Dschidda fuhr er mit mehr als 200 Stundenkilometern in die Streckenbegrenzung, in Imola übersteuerte er auf nasser Strecke und fabrizierte einen Dreher, in Miami kollidierte er mit seinem Landsmann Sebastian Vettel, und in Monaco krachte es zuletzt erneut: Beim Einschlag in der Hafenschikane zerriss es das Auto in zwei Teile.

Schumachers Crash in Monaco.

Haas-Teamchef Günther Steiner reagierte frustriert. Es sei nicht sehr befriedigend, wieder einen großen Unfall zu haben. "Wir müssen sehen, wie wir von hier aus weitermachen." Ein Satz, den manche Beobachter als Drohung interpretierten.

Konkurrenz und Kosten

Die Schonfrist für Schumacher scheint vorbei. Zu groß sind die Erwartungen in den 23-Jährigen, dessen Vater Michael mit sieben Titeln Rekordweltmeister ist. Dabei durfte Mick 2021 als Erfolg verbuchen. Seinen russischen Teamkollegen Nikita Masepin hatte er in seiner Premierensaison komplett im Griff. Unfälle in Saudi-Arabien und Monaco fielen in die Kategorie Lehrgeld, Punkte waren mit dem hoffnungslos unterlegenen Boliden ohnehin unmöglich.

Die Ausgangslage hat sich aber geändert. Nach der großen Aerodynamikreform und Zeitenwende in der Formel 1 ist Haas heuer punktfähig. Das bewies bisher ausgerechnet Schumachers Teamkollege Kevin Magnussen. Der Däne liegt im Qualifying-Duell mit 5:2 vorne und hat bereits 15 Zähler geholt. Highlight: Beim Auftakt in Bahrain raste der 29-Jährige sogar auf Rang fünf. Schumacher hat indes heuer, wie sonst nur Williams-Pilot Nicholas Latifi, noch nicht angeschrieben.

Haas-Teamchef Günther Steiner erwartet sich von Mick Schumacher eine Leistungssteigerung.
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Dazu kommt, dass Unfälle und millionenteure Totalschäden nicht nur die Nerven, sondern unter dem neuen Kostendeckel der Königsklasse auch das ohnehin knappe Budget des US-Teams strapazieren. Vor dem Grand Prix in Aserbaidschan am Sonntag (13 Uhr, Servus TV) hofft Steiner daher, dass "wir in Baku keine Schäden haben werden". Die schlechte Nachricht: Der dortige Stadtkurs verzeiht erneut kaum Fehler.

Unterstützung vom Onkel

Schumacher suchte keine Ausreden, weiß aber auch: "Das Blatt kann sich sehr schnell wenden, das habe ich schon früher gezeigt." Auch in den Nachwuchsserien überstand er schon schwierige Phasen, am Ende holte er dennoch die Titel in der Formel 3 und der Formel 2.

Auch diesmal muss eine baldige Trendwende her. "In der Formel 1 hat man nicht ewig Zeit. Es gibt eine Schlange von Fahrern, die dort fahren wollen", sagte Steiner zuletzt der Sport Bild. Rückendeckung erhält Mick Schumacher von Onkel Ralf, selbst sechsfacher GP-Sieger. Steiners Aussagen seien "überflüssig", sagte der Sky-Experte. "Ich glaube, dass die Teamchefs ganz genau sehen, welches Potenzial da ist." Am besten gleich in Baku. (Andreas Gstaltmeyr, 10.6.2022)

WM-Stand (nach 7 von 22 Rennen):

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 125
2. Charles Leclerc (MON) Ferrari 116
3. Sergio Perez (MEX) Red Bull 110
4. George Russell (GBR) Mercedes 84
5. Carlos Sainz (ESP) Ferrari 83
6. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 50
7. Lando Norris (GBR) McLaren 48
8. Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo 40
9. Esteban Ocon (FRA) Alpine 30
10. Kevin Magnussen (DEN) Haas 15
11. Daniel Ricciardo (AUS) McLaren 11
12. Yuki Tsunoda (JPN) Alpha Tauri 11
13. Fernando Alonso (ESP) Alpine 10
14. Pierre Gasly (FRA) Alpha Tauri 6
15. Sebastian Vettel (GER) Aston Martin 5
16. Alexander Albon (THA) Williams 3
17. Lance Stroll (CAN) Aston Martin 2
18. Guanyu Zhou (CHN) Alfa Romeo 1

Stand Konstrukteurs-WM (nach 7 von 22 Rennen):

1. Red Bull 235
2. Ferrari 199
3. Mercedes 134
4. McLaren 59
5. Alfa Romeo 41
6. Alpine 40
7. Alpha Tauri 17
8. Haas 15
9. Aston Martin 7
10. Williams 3