Die Österreicher und Österreicherinnen investieren ihr Geld gerne auch in Immobilien, Wein und Kunst.

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Die Corona-Krise tat zumindest dem Wachstum der Vermögen keinen Abbruch. Das gilt weltweit – und es gilt auch in Österreich. Dank florierender Aktienmärkte und Wertsteigerungen bei Immobilien sind die weltweiten Privatvermögen im Vorjahr so stark gewachsen wie in den vergangenen 20 Jahre nicht. Über den gesamten Globus hinweg wuchs das Nettovermögen 2021 um fast elf Prozent auf 473 Billionen Dollar, ermittelte die Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) in ihrem neuen Bericht "Global Wealth 2022".

Die Zuwächse waren allerdings ungleich verteilt. Bei den Superreichen legten die Finanzvermögen innerhalb eines Jahres um 16 Prozent zu, während sich das Plus bei Erwachsenen mit vergleichsweise geringen Beständen an Wertpapieren, Bankkonten oder Lebensversicherungen auf lediglich fünf Prozent belief.

Regionale Unterschiede

Das stärkste regionale Wachstum verzeichneten etwa Osteuropa und Zentralasien mit einer Steigerung um knapp ein Viertel auf zwölf Billionen Dollar. Nordamerika bleibt weltweit die Region mit dem höchsten Privatvermögen: Die Privatvermögen legten um 15 Prozent auf 159 Billionen Dollar zu.

Auch in Österreich werden die Menschen reicher, das Vermögen steigt aber weniger stark an als im globalen Schnitt. Das private Finanzvermögen wuchs um vergleichsweise überschaubare sechs Prozent – auf immerhin satte eine Billion Dollar. Das Sachvermögen stieg indes zweistellig – um zwölf Prozent, auf 1,7 Billionen Dollar. Abzüglich der Schulden von rund 200 Milliarden US-Dollar haben österreichische Privathaushalte also ein Gesamtnettovermögen von rund 2,4 Billionen Dollar. Anders ausgedrückt: Die Österreicher und Österreicherinnen haben 2.400 Milliarden Dollar (2.250 Milliarden Euro) an Finanz- und Sachwerten angehäuft, heißt es in dem Report. Das entspricht immerhin mehr als dem Vierfachen der jährlichen Wirtschaftsleistung Österreichs. Wobei das Beratungshaus anmerkt, dass das Berechnungsmodell für die Vermögen adaptiert worden sei.

Immobilien, Kunst und Co

Die Österreicher seien jedenfalls "sachwertverliebt", kommentiert Studienautorin Anna Zakrzewski: "Rund 70 Prozent des Vermögens sind in Immobilien, Rohstoffen, Wein, Kunst und anderen physischen Anlagen investiert." Mit zwölf Prozent konnte demnach dieses Segment in 2021 dreimal mehr wachsen als im Schnitt der vergangenen zehn Jahre.

Dass Vermögen ungleich verteilt ist, ist bekannt und tritt auch in diesem Report zutage. 400 "Superreiche" besitzen ein Drittel des heimischen Finanzvermögens. Sie dürfen sich nach Einschätzung der Studienautorin bis 2026 über ein jährliches Wachstum der Finanzvermögen um 3,5 Prozent erfreuen. Wer über Sachvermögen verfügt, blickt trotz multipler Krisen in eine recht erfreuliche Zukunft: Der Zuwachs sollte laut den Auguren bis 2026 jährlich bei 6,6 Prozent liegen. (rebu, 10.6.2022)