Der seriöseste Kandidat, den die ÖVP für die Bundespräsidenten-Wahl aufstellen könnte, wäre wohl Thomas Schmid.

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Ich habe 2017 Alexander Van der Bellen gewählt, weil mir der Professor, den ich in den 1980ern, als fachfremder Kiebitz bei der Prüfung eines Freundes an der Uni, erstmals live gesehen habe, als cooler Kampl mit vernünftigen politischen Ideen erschien. Zudem gefiel mir der Norbert Hofer nicht.

Wenn schon eine rechtsdrehende Politfigur, dann eine im rechtsdrehenden Erscheinungsbild (Identitärenfrisur, schnarrende Stimme usw.) und nicht Hofers verzuckerte Wolf-im-Schafpelz-Show. Ein siaßlerter Präsident wie er wäre eine ernste Gesundheitsgefährdung der heimischen Diabetikerpopulation gewesen.

Außer Anflügen von urgroßväterlicher Verschnarchtheit und dem Überziehen der Sperrstunde beim Italiener hat sich Van der Bellen nichts zuschulden kommen lassen und seinen Job gut gemeistert. Ihn gleich wieder zu wählen, wäre also vernünftig, aber ein wenig fad, weil man als Stimmbürger bei den Wahlen auch eine unterhaltsame Fetzerei zwischen zwei oder mehreren chancenreichen Kontrahenten erleben möchte. Die sehe ich aber, bei aller Wertschätzung für Herrn Pogo, leider nicht.

Hunderttausende SMS

Herbert Kickl interessiert sich nur für Pferde und wäre als Pfleger in Gut Eiderbichl besser aufgehoben als in der Hofburg. Andreas Khol wirkt gefühlt doppelt so alt wie Van der Bellen und war bei der letzten BuPrä-Wahl kein rechter Bringer. Der seriöseste Kandidat, den die ÖVP aufstellen könnte, wäre also wohl Thomas Schmid.

Der sympathische Ex-Generalsekretär im Finanzministerium ist ein Spitzenkommunikator, der hunderttausende SMS an seine türkisen Spezis versendet hat und daher im Wahlkampf auch Millionen von Bürgerinnen und Bürgern jeweils individuell kontaktieren könnte. Zudem ist Schmid ein Finanzgenie mit viel Erfahrung im horizontalen Engagement für Vermögende; ihm dürfte man ohne Weiteres zutrauen, im Fall einer Budgetkrise den Großglockner oder die Donau an den Meistbietenden zu verkaufen.

Die einzigen Probleme bei einer Kandidatur: Der charismatische türkise Drahtzieher müsste sich, wenn er den Bundespräsidentenjob übernimmt, mit wesentlich weniger Geld begnügen als im Finanzminsterium. Und: Schmid hält sich derzeit im Ausland, in Amsterdam, auf. Aber vielleicht könnte er ja ein paar aussagekräftige Fotos nach Wien schicken, die zeigen, wie es um ihn steht. (Christoph Winder, 11.6.2022)