Paula Rego lebte in Portugal und GRoßbritannien.

Foto: AP / PAULO DUARTE

Die 1935 in Lissabon geborene Paula Rego ist im Alter von 87 Jahren nach kurzer Krankheit am Mittwoch gestorben, wie ihre Galerie Victoria Miro Gallery in London bestätigte. Die Künstlerin war als feministische Kämpferin gegen die Diktatur in Portugal unter Präsident Antonio de Oliveira Salazar bekannt, unter der sie ihre frühen Kindheitsjahre verbrachte. Bereits in ihrer Jugend beschäftigte sich Rego mit politischen Themen wie Autorität und Unterdrückung, mit nur 15 Jahren schuf sie das Gemälde The Interrogation (Das Verhör) mit einer erschreckenden Darstellung von Folter und Gewalt.

Ihre regimekritischen Eltern schickten sie mit 17 Jahren nach London, wo sie an der Slade School of Fine Art studierte und ihren späteren Ehemann, den britischen Maler Victor Willing, kennenlernte, mit dem sie in Portugal und später in England lebte. In ihrem Werk finden sich immer wieder kritische Bezüge zu ihrer Jugend in Portugal, wie Salazar Vomiting the Homeland (Salazar, der das Vaterland auskotzt) beweisen. Auch Gewalt an Frauen sowie weibliche Sexualität verarbeitete die feministische Malerin in ihren Bildern und engagierte sich in politischen Debatten: 1998 schuf sie die Gemäldeserie Abortion (Abtreibung) und 2008/2009 Female Genital Mutilation (Weibliche Genitalverstümmelung).

Würdigungen und später Anerkennung

Rego hatte weltweit Soloausstellungen, 1960 gemeinsam mit dem britischen Maler David Hockney, und war die erste Künstlerin in der National Gallery, die 1990 in das Residenzprogramm aufgenommen wurde. Universitäten wie Oxford und Cambridge zeichneten sie mit der Ehrendoktorwürde aus. Mit der Demokratisierung Portugals in den 1970er-Jahren avancierte Rego zu einer der bekanntesten Künstlerinnen ihres Heimatlandes. Eine späte internationale Anerkennung folgte. 2009 wurde in der Küstenstadt Cascais ein eigenes Museum mit ihren Werken eröffnet.

Erst 2021 würdigte die Tate Britain Paula Rego mit einer fulminanten Werkschau. Direktorin Maria Balshaw nannte die Malerin eine "kompromisslose Künstlerin von außergewöhnlicher Vorstellungskraft, die die Art und Weise, wie das Leben und die Geschichten von Frauen dargestellt werden, auf einzigartige Weise revolutioniert hat." Aktuell sind ihre Werke im zentralen Pavillon in der Hauptausstellung The Milk of Dreams auf der Biennale in Venedig zu sehen. (red, 10.6.2022)