Kajak am Fluss, ...

Foto: Doris Priesching

... Kajak im Fluss, ...

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... gut gekennzeichnete Aus- und Einstiegsstellen, ...

Foto: Doris Priesching

... Kühe am Ufer.

Foto: Doris Priesching

Bilder vom Draupaddelweg, die sich einprägen.

Foto: Doris Priesching

Die Drau ist bei Normalwasser vom Frühjahr bis Anfang Oktober problemlos zu befahren.

Foto: Doris Priesching

Schwimmwesten sollte man nicht vergessen.

Foto: Doris Priesching

Ich will nichts schönreden: Wer die Drau mit dem Kajak zum ersten Mal runterfährt, wird nass. Mindestens einmal, möglicherweise sogar öfter. Insbesondere, wenn man wie wir bis dahin zwischen Neusiedler See und Adriaküste hauptsächlich stehendes Gewässer erkundet hat. In der Kajakgemeinde gehören jene ziemlich sicher zu den Warmduschern, also auch wir. Um den Status zu ändern also Draupaddelweg. Und nass.

Wobei der Schwall im Boot nichts damit zu tun hat, dass der Fluss zwischen Oberdrauburg und St. Niklas auch nur irgendwie beängstigend wild wäre. Munter fließt der Bach zunächst dahin, alle paar Kilometer unterbrochen von lustigen Schwellen. Das sind die Knackpunkte für Neueinsteigerinnen. Geht das Gluckern des Bachs nämlich in tosendes Rauschen über, steigt nicht nur das Kajaktempo, sondern auch der Adrenalinspiegel.

Schon stehst du quer

Biologisch bimmeln dann alle Alarmglocken, was zu unüberlegten Reaktionen führt, bei Fließwasserneulingen sind das kräftige Paddelschläge, so wie man das bei den Wildwasserpaddlern gesehen hat. Die machen das doch auch und kentern nicht. Weil Eskimorolle – nein, danke! Und schon stehst du quer und bist von oben bis unten nass. Ist so.

Keine Angst, man lernt schnell, was zu tun ist. Dem Impuls nicht nachgeben. Rauschen heißt Stillstand, Paddel hoch und sich vom Fluss einfach tragen lassen, maximal austarieren. Gefühl. Flow. Auf der Drau geht das. Die Drau ist ein lieber Fluss. Und spätestes bei Villach ist der Fluss wie ein See und steht still.

Die Drau entspringt im Südtiroler Pustertal und mündet nach 748 Kilometern in Osijek in die Donau. Dank verschiedener Rückverbauungsprojekte seit den 1980er-Jahren konnte der naturhafte Charakter zumindest teilweise wieder hergestellt werden. Das Europaschutzgebiet Obere Drau im Bezirk Spittal ist einer der letzten freifließenden Abschnitte der inneralpinen Drau ein Naturparadies. Abseits der großen Skigebiete und Wellnessoasen gelegen, konnte der Massentourismus hier nie richtig Fuß fassen, was sich heute als Vorteil entpuppt. Die Region des Oberen Drautals platziert sich in der Nische zwischen Rad- und Paddelwegen.

Faltbootpionier

Der älteste, überlieferte Reisebericht über Kärnten stammt übrigens aus der Sicht eines Drau-Kanufahrers: "Man soll mit Superlativen vorsichtig sein und die Geschmäcker sind ja auch verschieden, aber ich kann euch sagen, dass es das Schönste war, was ich in unserer Zivililsation je erlebte." So schwärmte der deutsche Faltbootpionier und Reiseschriftsteller Herbert Rittlinger 1943 in "Das baldverlorene Paradies", und Rittlinger wusste, wovon er berichtete. Der "Dichter im Paddelboot" bereiste im Kanu die ganze Welt und warnte vor der drohenden Zerstörung des Flusses, der ihn begeisterte: "Hier blieben wir und wollten nicht mehr fort."

Aufwändige Renaturierungsprojekte haben dafür gesorgt, dass es am Draupaddelweg wieder sprießt und blüht, piepst, krächzt, quakt, und ja auch muh und miaut. In den Au- und Moorwäldern wuchern Grauerlen, Eschen und Weiden. Zu den floristischen Besonderheiten zählen diverse Krautgewächse, Alpenrosen, Dolomit-Streifenfarne sowie die besonders bedrohte Deutsche Tamariske. Das Wasser hält Flussmuscheln, Dohlenkrebse, Salmoniden und abschnittsweise Huchen bereit. Durch die Lüfte ziehen Wanderfalken, Eisvögel, Schwarzspechte, Pirole. Zwischenstopp machen Störche, Wießenweihe, Fischadler. Immer seltener werden Reptilien wie Blindschleiche und Ringelnatter. Ein echter Spaß und gar nicht so selten, sind die Kühe am Flussrand, die die vorbeiziehenden Paddlerinnen mit abgeklärten Kuhaugengeschau beobachten. Der Miezekatze am Randstein sind sie hingegen völlig wurscht.

Mit dem Zug zurück

Die Befahrung der Drau mit Kajak oder Kanu ist bei Normalwasser vom Frühjahr bis Anfang Oktober möglich. Im Oberlauf ab Lienz hat der Bach noch Wildwassercharakter. Wer in Oberdrauburg gemütlich beginnt, schafft es in vier Tagen über Berg im Drautal, Sachsenburg und Villach bis nach St. Niklas.

Der etwas zähe Abschnitt vor Villach, wo der Fluss im Staubereich kaum Fließgeschwindigkeit hat, kann mit dem E-Bike zurückgelegt werden. Was die Drau schließlich unschlagbar für eine mehrtägige Bootsfahrt macht: Unmittelbar neben dem Fluss fährt die Drautalbahn und bringt einen bequem zurück zum Ausgangspunkt. Bei Beachtung der Drau'schen Flowregel sogar völlig trocken. (Doris Priesching, 15.6.2022)