Schlagwerker Wolfgang Reisinger, ein sensibler Virtuose von Rhythmus und Klang.

Corn

Der große österreichische Jazzschlagzeuger Wolfgang Reisinger ist am Mittwoch im Alter von 66 Jahren an den Folgen eines Aneurysmas in einem Wiener Spital verstorben. Der international bedeutende Künstler, dessen energetisches Spiel und dessen klangsensitive Art, rhythmische Strukturen auch spontan zu generieren, verwiesen auf eine einzigartige Mischung aus Virtuosität, Sensibilität und künstlerischer Fantasie.

Bis 1989 war der am 16. Juli 1955 in Wien geborene Musiker Teil des seit 1977 tätigen Vienna Art Orchestra. Avantgardistische Bereiche erschloss er zudem in den 1980er-Jahren mit der Gruppe Part of Art, in der auch Jazzsaxofonist Wolfgang Puschnig, seinerseits Mitbegründer des Art Orchestra, tätig war.

Auch in Frankreich

1996 bildete Reisinger zusammen mit dem französischen Kontrabassisten Jean-Paul Céléa und dem US-Saxofonisten Dave Liebman ein Trio, das Album "World View" erhielt den französischen Kritikerpreis Choc de la Musique. 2009 wurde Reisinger auch mit dem Hans-Koller-Preis zum Musiker des Jahres gekürt.

Reisinger, klassisch ausgebildet, bezog seine Einflüsse aus der europäischen Moderne wie auch aus jener Phase des Jazz, in der Miles Davis mit der Aufnahme "Bitches Brew" Jazz, Funk und psychedelische Rockeinflüsse zusammenbrachte. Alle Einflüsse transformierte Reisinger in einen pulsierenden Mix aus brennenden Texturen und singulärem Klangfarbenreichtum. Reisingers abstraktes Spiel hatte etwas Orchestrales und gehört zum Bedeutendsten, was international an avanciertem perkussivem Schaffen möglich war. (Ljubisa Tosic, 10.6.2022)