Diese Aufnahme eines "nicht identifizierten Luftphänomens" vom 28. April 2020 wurde im Vorjahr vom US-Verteidigungsministerium veröffentlicht. Sie stammt aus dem Cockpit eines Navy-Piloten.

Foto: APA/AFP/US Department of Defense

Die US-Raumfahrtbehörde Nasa steigt offiziell in die Ufo-Forschung ein. Wie die Behörde am Donnerstag mitteilte, ist ein Team unter der Leitung des Astrophysikers David Spergel damit beauftragt worden, sich in einem Projekt "Beobachtungen von Ereignissen am Himmel, die nicht als Flugzeuge oder bekannte Naturphänomene identifiziert werden können", zu widmen. Ziel sei es zunächst, verfügbare und brauchbare Daten zu identifizieren und Wege zu finden, wie derartige Phänomene künftig besser wissenschaftlich untersucht werden können.

Erst vor wenigen Wochen hatte es im US-Repräsentantenhaus die erste Anhörung zum Thema Ufos beziehungsweise UAPs (Unidentified Aerial Phenomena), wie der vom US-Militär genutzte Begriff lautet, seit mehr als 50 Jahren gegeben. Bei der nur teilweise öffentlichen Sitzung wurden weitere Untersuchungen beschlossen. Von der Nasa hieß es nun, ihre Pläne seien mit der US-Regierung abgesprochen, aber nicht Teil von deren Nachforschungen.

Ungewöhnliche Bewegungsmuster

Dass es durchaus ernsthaften Forschungsbedarf zu diesem Thema gibt, zeigte zuletzt ein im Vorjahr veröffentlichter Geheimdienstbericht über ungeklärte Ufo-Sichtungen durch das US-Militär. Darin ist von 143 Sichtungen ungeklärter Phänomene im erdnahen Luftraum zwischen 2004 und 2021 die Rede. In 80 Fällen habe es sich wahrscheinlich um physische Objekte gehandelt, sie seien mithilfe mehrerer Sensoren gleichzeitig registriert worden. Bei 18 Vorfällen lägen zudem Hinweise auf "ungewöhnliche Bewegungsmuster oder Flugcharakteristiken" vor, hieß es in dem Bericht.

Die Nasa wolle eine wissenschaftliche Perspektive in die Bemühungen einbringen, derartige Sichtungen aufzuklären, sagte der Wissenschaftsdirektor der Behörde, Thomas Zurbuchen. Es handle sich um einen umstrittenen, aber wichtigen Forschungsbereich, vor dem Wissenschafterinnen und Wissenschafter nicht zurückschrecken sollten.

Mögliches Sicherheitsrisiko

Projektleiter David Spergel, der lange eine Professur an der Princeton University innehatte und unter anderem zu Exoplaneten forscht, betonte ebenfalls die Notwendigkeit einer Versachlichung des Themas. "Unsere erste Aufgabe ist, das robusteste Datenset zu sammeln, das wir sammeln können", sagte Spergel. Dafür müsse man die existierenden Daten von Zivilisten, der Regierung, Nicht-Regierungsorganisationen und Unternehmen sichten und bewerten.

Bisher gebe es keinerlei Beweise, dass die beobachteten Phänomene außerirdischen Ursprungs sind, wurde seitens der Nasa betont. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass sie eine Gefährdung des Flugverkehrs und möglicherweise auch ein nationales Sicherheitsrisiko für die USA darstellen könnten.

Alle Ergebnisse öffentlich einsehbar

Die Studie, die im Herbst starten wird, soll voraussichtlich neun Monate dauern. Auf Geheimniskrämerei, wie in der Vergangenheit allzu oft bei diesem Thema, werde man nicht setzen, betonte Daniel Evans vom Nasa-Forschungsprogramm, der die Koordination des Projekts übernehmen soll: Alle Ergebnisse würden öffentlich zugänglich gemacht und "im Einklang mit den Nasa-Grundsätzen der Offenheit und Transparenz für alle Interessierten leicht einsehbar sein". (David Rennert, 10.6.2022)