Die Inszenierung jedenfalls saß. Bis auf das Wetter. Aber das kann man bekanntlich nicht beeinflussen. Auf der Terrasse des gepflegten Restaurants an der Donaumarina hat man eine Bar mit hausgemachten Biolimonaden aufgebaut, die Einladung zum "Presse-Talk" war "exklusiv", das Gespräch moderierte ORF-Star Armin Assinger. So wie das Quiz danach. Denn das Pressegespräch fand im Rahmen des "Donau Waterfront Vienna"-Sommerfestes statt. Der Regen hatte sich immerhin rechtzeitig zu Veranstaltungsbeginn verzogen. Und während unten aus dem Restaurant mit Blick auf die Donau Marimba-Klänge tönen, spricht man oben auf der Galerie über: Wiens neuen Busbahnhof.

"Gegend eine Gstätten"

Denn der neue internationale Fernbusterminal, der Ende 2027 fertiggestellt sein soll, wird nicht nur zwischen Handelskai und grünem Prater liegen. Es soll auch das neue Zentrum einer "Stadt in der Stadt" und ein "Leuchtturmprojekt" werden, wie es bei der Vorstellung des Projektes durch die Investoren heißt. "Wenn ich an dieser Stelle an der Donau war, habe ich noch nie verstanden, dass die Gegend so eine Gstätten ist", sagt Ariel Muzicant, bekannt vor allem als einst langjähriger Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, aber im Hauptberuf Immobilienmakler und -entwickler. Gemeinsam mit dem Projektentwickler Markus Teufel stellt er die Spitze des privaten Investorenkonsortiums, das von der Stadt Wien in einem Verfahren ausgewählt wurde. Zehn weitere Investorengruppen sollen an dem 200 Millionen Euro schweren Projekt Interesse gehabt haben.

Die Vision der Investoren umfasst auch eine Überplattung des Handelskais.
Foto: ZOOM visual project gmbh

Klar, die Donau fließt ohnehin nicht durchs Zentrum Wiens, und rund um den Fluss hat sich die Stadt nicht überall herausgeputzt. Aber mit der Gstätten hat Muzicant beim Abschnitt rund um die Donaumarina jedenfalls nicht unrecht. Zwar steht gleich daneben schon der neue Marina Tower – und an der Donaumarina ein paar schicke kleine Boote. Aber neben dem vielbefahrenen Handelskai, wo die Autos vorbeibrausen, und den Bahngleisen sieht man sonst vor allem eines: wenig einladende Brachflächen.

Zweigeschoßiger Terminal und Hochhaus

Der künftige Busbahnhof beim Stadion-Center am Handelskai ist bereits praktisch abgesegnet. Der Beschluss im Gemeinderat steht noch aus. Beim Pressegespräch liegen bereits Folder auf, die den neuen Terminal für 2027 ankündigen. "Mit dem Fernbus Europa entdecken", heißt es da. 19,90 Euro nach München, 28 nach Venedig, 30 nach Paris.

Der Terminal soll zweigeschoßig werden und ein Dach mit abwechselnd verglasten und begrünten Abschnitten erhalten. Dazu soll am Ende der Engerthstraße ein rund 100 Meter hohes Hochhaus mit Büros und einem Hotel entstehen. Auf der anderen Seite des Busbahnhofs ist ein weiteres Gebäude mit vier Obergeschoßen geplant. Über das Dach des Busterminals soll zudem ein Weg führen und den grünen Prater, das Stadion-Center sowie das Donauufer verbinden.

Man wolle "Qualitäten entwickeln, die es in der Stadt in dieser Form noch nicht gibt", sagt Muzicant. Mit dem Projekt will man nicht nur energieautark sein, sondern auch mehr Energie produzieren, als man verbrauche. Man heize und kühle mit Donauwasser. Dazu solle es Erdwärme und Photovoltaik geben.

Flaniermeile und Donau-Pool

Am Freitag stellten die Investoren allerdings noch deutlich weiterreichende Pläne vor. Mit ansehnlichen Renderings – aber noch ohne konkrete Perspektiven zur Umsetzung. "Das ist bislang noch Vision", sagt Muzicant. "Aber nicht im Sinne Franz Vranitzkys" – der Altkanzler hatte Menschen mit Visionen einst einen Arztbesuch nahegelegt.

Die ausgearbeiteten Pläne der Investoren umfassen jedenfalls eine Überplattung des Handelskais mit direktem Zugang zum rechten Donauufer, einer Flaniermeile und Stadtstränden. Vorbei an der Donaumarina und einem in den Plänen vorgesehenen neuen Pool ließe sich dann durchgehend der Donau entlang gehen. Selbst die New Yorker High Line, entstanden auf einer ehemaligen Güterzugtrasse und heute eine der Hauptattraktionen im Big Apple, wird als Referenzrahmen genannt. Würde man auch die Gegend im Umkreis des neuen Busbahnhofs und die entsprechenden Gebäude entwickeln, sähe Muzicant ein Investitionspotenzial von rund zwei Milliarden Euro. "Da sprechen wir von einem Zeitraum von zehn, 15, 20 Jahren", sagt der Investor. (Martin Tschiderer, 11.6.2022)