Es ist zweifellos das bekannteste Möbelstück der Welt. Für viele auch das hässlichste. Dennoch taucht der Sessel so gut wie an jeder Ecke des Planeten auf.

Eine Milliarde Stück sollen vom Plastikmöbel der Gattung Monobloc produziert worden sein. Man findet das Sitzobjekt vor Massai-Behausungen ebenso wie nördlich des Polarkreises, am Strand von Caorle, in der Markthalle von Sansibar oder an einer Tankstelle in Wien-Floridsdorf. Angela Merkel hat darauf Platz genommen, auch Muammar al-Gaddafi. Höchstwahrscheinlich kam so gut wie jeder Hintern schon einmal mit einem Monobloc in Berührung. Der Name des wenig anmutigen Teils klingt schwer, dabei wird das Ding vom Winde verweht wie kein anderes Möbel.

Erfunden wurde die vierbeinige Kunststoffmasse aus einem Guss vor 50 Jahren. Genauer gesagt war es ihr Vorläufer, den der französische Ingenieur Henry Massonnet in Form brachte. Er nannte ihn "Fauteuil 300". Zur Hand ging ihm dabei der Designer Paul Paulin, der unter anderem im Auftrag von Staatspräsident Georges Pompidou einige Flügel des Élysée-Palasts gestaltete. Massonnet gelang es, den Produktionsprozess im Falle seiner Erfindung derart herunterzuschrauben, dass der Fertigungszyklus in einem Ar beitsgang keine zwei Minuten in Anspruch nahm.

Geschätzt eine Milliarde Monoblocs wurden bisher produziert.
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Ab den 1980er-Jahren wurden von zahlreichen Unternehmen ähnliche Modelle in allen möglichen Farben mit und ohne Armlehnen auf den Markt gespült. Angeblich hatte Massonnet es verabsäumt, Patent anzumelden. Bis heute dürfte es hunderte Unterarten geben. Längst wurde der theoretisch gut recycelbare Monobloc aus Polypropylen zum Flipflop der Möbelwelt, dem der Autor und Dokumentarfilmer sowie Grimme-Preis-Träger Hauke Wendler sogar einen Kinofilm widmete.

Der Monobloc ist und bleibt auch 50 Jahre nach seiner Entstehung ein faszinierendes Ding. Gerade durch seine weltweite Omnipräsenz scheint er unter dem Radar bewusster Wahrnehmung zu fliegen. Er ist einfach da. Wie Post-its oder Wäscheklammern. Und doch wurde das Leichtgewicht eine Ikone des Alltags. Es steht für rein funktionales Anti-Ornament, das einem um eine Handvoll Euro nachgeworfen wird.

Und immer noch stellt seine Grundidee auch eine beliebte Spielwiese für Kreative aus der Riege der Design- und Kunstwelt dar. Man mag zu dem Möbelstück stehen, wie man will, aber Hand aufs Herz – am Draufsitzen gibt es kein Vorbeikommen. (Michael Hausenblas, 13.6.2022)