Im Gastblog zeigt Alexander Fried, wie sich die Wiener Vorortelinie über die Jahre verändert hat.

Die Vorortelinie verbindet, wie der Name schon verrät, die westlichen Wiener Vororte zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt. Geplant wurde sie als Teil des Wiener Stadtbahnnetzes von Otto Wagner. Ihr primärer Verwendungszweck war allerdings nicht für den Personenverkehr gedacht, die Errichtung hatte hauptsächlich logistische und militärische Gründe. Im Falle eines Krieges sollten über die Strecke Truppen rasch durch die Stadt transportiert werden können.

Im Gegensatz zur Donaukanal- und Wientallinie der Stadtbahn ging die Vorortelinie 1925 allerdings nicht in die Verwaltung der Stadt zur Wiener Elektrischen Stadtbahn (West) über, sondern verblieb bei der Staatsbahn. Somit wurde die Bahnstrecke auch nicht elektrisiert, sondern weiterhin mit Dampflokomotiven betrieben.

Die vorerst letzten Personenzüge verkehrten in den 50er-Jahren, als Güterstrecke blieb die Bahnlinie allerdings weiterhin in Betrieb. Bei den ersten Planungen eines S-Bahn-Netzes war die Vorortelinie noch enthalten, musste allerdings aus Kostengründen gestrichen werden. Die Bahnhöfe verfielen zusehends und wurden teilweise sogar abgetragen.

Mit der Einigung in den 70er-Jahren zwischen Stadt und Bund wurde die Bahnstrecke wiederhergestellt und am 31. Mai 1987 als S-Bahn-Linie S45 wiedereröffnet. Stationen, die bereits abgetragen worden waren beziehungsweise deren Zustand nicht mehr sanierbar war, wurden stilistisch an die charakteristischen Otto-Wagner-Stationen angelehnt.

Bahnsteig in Breitensee

Foto: 1984 von Franz Meneder, 2018 von Alexander Fried

Eine Station, die aufgrund ihres desolaten Zustands durch einen Neubau ersetzt werden musste, befindet sich in Breitensee. Bei der Gestaltung orientierte man sich an der Formsprache Otto Wagners.

Bahnsteig in Ottakring

Foto: 1980 von Franz Meneder, 2015 von Alexander Fried

Die Aufnahme des Bahnsteigs in Ottakring zeigt, wie sich die Natur ihren Platz eroberte. Diese Station konnte originalgetreu wiederhergestellt werden und ist seit 1998 auch ein Umsteigepunkt zur U-Bahn.

Stationsgebäude in Ottakring

Foto: 1979 von Franz Meneder, 2015 von Alexander Fried

Auch dieses Foto zeigt die Station Ottakring, genauer gesagt die stadtauswärts gerichtete Fassade in der Huttengasse.

Viadukt zwischen Ottakring und Hernals

Foto: 1979 von Franz Meneder, 2015 von Alexander Fried

Die Niveauunterschiede im hügeligen Westen Wiens werden durch Viadukte beziehungsweise Tunnel ausgeglichen, wie zum Beispiel zwischen Ottakring und Hernals. Um die Lärmbelästigung für die Anrainer gering zu halten, wurde die Hochbahn mit Lärmschutzwänden nachgerüstet.

Station Hernals

Foto: 1983 von Franz Meneder, 2015 von Alexander Fried

Diese Detailaufnahme des Eingangsbereichs der Station Hernals zeigt den starken Verfall und die detailgetreue Restaurierung der Haltestellen.

Gersthof

Foto: 1979 von Franz Meneder, 2022 von Alexander Fried

Die Station Gersthof bedient den 18. Bezirk und bietet Umsteigemöglichkeiten zu mehreren Straßenbahnlinien.

Oberdöbling

Foto: 1979 von Franz Meneder, 2019 von Alexander Fried

Während viele andere Stationen der Vorortelinie saniert werden konnten, war der bauliche Zustand in Oberdöbling so schlecht, dass nur noch ein Neubau infrage kam. Ein anderes Schicksal ereilte die nächstfolgende Station Unterdöbling: Als einzige Haltestelle der Vorortelinie wurde sie nicht mehr in Betrieb genommen. (Alexander Fried, 15.6.2022)