Donald Trump wird seine politische Karriere wohl fortsetzen können.

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Die Bilder der Gewalt sind kaum auszuhalten, die Enthüllungen über die Hintergründe schockierend und die Gefahren für die nächsten Wahlen offensichtlich. Wer die Anhörung des Untersuchungsausschusses zum Kapitol-Sturm verfolgt hat, der kann eigentlich keinen Zweifel daran haben: Donald Trump ist nicht nur ein narzisstischer Möchtegernautokrat, sondern auch ein verhinderter Putschist, der wohl selbst die Hinrichtung seines Stellvertreters hingenommen hätte.

Nach allen traditionellen Regeln der Demokratie müsste das das Ende seiner politischen Karriere und seinen Umzug ins Gefängnis bedeuten. Doch in den USA des Jahres 2022 ist beides unwahrscheinlich. Es erscheint sogar fraglich, ob die publikumswirksame Präsentation zur besten Fernsehsendezeit irgendetwas an der öffentlichen Meinung ändert.

Trumps Verachtung für die Demokratie ist ja kein Geheimnis. Er hat sie offen ausgelebt und trotzdem zwei Amtsenthebungsverfahren, den Mueller-Report und zahlreiche Enthüllungsbücher überlebt. Die liberale Öffentlichkeit muss von seiner Schändlichkeit nicht überzeugt werden. Alles hängt in der polarisierten US-Gesellschaft davon ab, ob es zum Bruch bei den Republikanern kommt. Dafür gibt es bislang wenig Anzeichen. (Karl Doemens, 10.6.2022)