Trotz des sensationellen Remis gegen Weltmeister Frankreich war die Laune bei Alaba und Kollegen ausbaufähig.

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War hernach richtig sauer: Ralf Rangnick.

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Weimann hatte das 1:0 für Österreich besorgt.

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Mit diesem Schuss hatte Mbappé den Ausgleich hergestellt.

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Sicherer Rückhalt im Tor des ÖFB-Teams: Patrick Pentz.

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Wien – Wie hört das auf, wie wird das weitergehen? Österreich hat im Fußball tatsächlich gegen Frankreich ein 1:1 erreicht. Gegen Weltmeister Frankreich. In der Nations League, einem offiziellen Bewerb. Da wachsen die Bäume fast in den Himmel. Natürlich war das Remis sehr glücklich.

Zwei Dinge vorweg: Kein Stromausfall im Prater, das Flutlicht hat am Freitagabend einwandfrei gestrahlt. Im Rasen des Happel-Stadion hat sich kein weiteres Loch aufgetan, weder im Mittelkreis noch im Strafraum. Und es war sogar gemäht, beim 1:2 am Pfingstmontag gegen Dänemark waren die Grashalme eher hoch, man hätte freilaufende Feldhasen nur am Schmerzensschrei nach Kontakt mit einem Stoppelschuh bemerkt. Aber es war ja Freitag. Somit ist keiner der 29 Spieler, 14 Franzosen und 15 Österreicher, in einem Krater versunken oder gar gänzlich verschwunden. Frankreichs Superstar Kylian Mbappé hatte zunächst nichts zu befürchten, er saß auf der Bank. Im Gegensatz zu Karim Benzema, der seinen Spezi von Real Madrid, David Alaba, herzlich begrüßt hat. Zwei Champions-League-Gewinner sind einander sehr zugetan.

Ausverkauftes Happel-Stadion

Die Stimmung im ausverkauften Happel-Stadion war bestens, nur der Gäste-Sektor war schütter besetzt. 44.800 Fans sind laut. Der neue Teamchef Ralf Rangnick hat eine Euphorie im Lande entfacht, natürlich mit tatkräftiger Unterstützung der Mannschaft, das 3:0 in Kroatien war die Initialzündung. Zuletzt war die Bruchbude vor vier Jahren voll, Österreich unterlag Brasilien freundschaftlich 0:3. Für Weltmeister Frankreich ist die Nations League nicht das Gelbe vom Ei, Teamchef Didier Deschamps sieht sie maximal als Vorbereitung auf die WM in Katar. Österreich boykottiert diese Veranstaltung.

Auch Deschamps beklagte die Überbeanspruchung, vier Partien innerhalb von elf Tagen sind in der Tat am Rande des Irrsinns. Für die Rangnick-Elf sprach die mentale Komponente, das Besondere an der Aufgabe. Sich mit einem Champion messen zu dürfen, ist einfach nur großartig, das kann zusätzliche und ungeahnte Kräfte freisetzen. Da Rangnick "Körperverletzung" strikt ablehnt, rotierte er, nahm sechs Änderungen vor. Gernot Trauner, Max Wöber, Stefan Lainer, Andreas Weimann, Marcel Sabitzer und selbstverständlich Marko Arnautovic begannen. Patrick Pentz blieb im Tor. Xaver Schlager und Konrad Laimer hatten bereits je 180 Minute in den Beinen, egal, die "Duracell-Hasen" genießen nicht nur bei Rangnick hohes Ansehen. Man wollte proaktiv sein, pressen, schnell umschalten, die französische Zulieferung mit Bällen unterbinden. Immerhin hat man sich Hauptadressat Mbappé, laut Rangnick "das Maß aller Dinge im Sturm", zunächst erspart.

Österreich praktizierte ein 4-4-2-System, Trauner und Alaba verteidigten im Zentum, Lainer rechts, Wöber links. Eine Dominanz des Weltmeisters konnte nicht verhindert werden. Lainer (9.) und Nicolas Seiwald (17.) wurde nach Fouls die Gelbe Karte gezeigt. 18. Minute: Freistoßflanke von Antoine Griezmann, Pentz wehrt zunächst eher schwach ab, bei Benzemas Nachschuss reagiert er aber großartig. Ab und zu wurde versucht, sich dem gegnerischen Tor anzunähern, in den Verdacht, in dieses zu treffen, geriet man zunächst aber kaum. Anderseits ließ man auch nicht allzu viele Chancen zu.

Premiere für Weimann

37. Minute, ein kollektiver Genieblitz: Balleroberung Schlager, Pass zu Arnautovic, der erkennt instinktiv, dass der bärenstarke Laimer mitrennt, der wiederum passt quer zu Weimann. Und der Bristol-City-Legionär macht tatsächlich aus kurzer Distanz sein erstes Länderspieltor – im 18. Einsatz. Arnautovic hätte fast nachgelegt (42.), unmittelbar danach rettet Pentz vor Benzema und Kingsley Coman.

In der zweiten Halbzeit legte der Gast los, schnürte die Hausherren ein. 54. Minute: Lainer raus, Valentino Lazaro rein. 55. Minute: Coman vergibt einen Hochkaräter.

63. Minute, ein Massentausch: Mbappé erscheint, Griezmann weicht. Bei den Österreichern ersetzen Michael Gregoritsch und Karim Onisiwo das ausgelaugte Sturmduo Arnautovic/Weimann. Und Alaba machte Kevin Danso Platz (69.).

Mit einer kämpferischen Meisterleistung wurde dem Dauerdruck standgehalten – bis zur 83. Minute: Mbappé bestätigt Rangnick, trifft fulminant zum 1:1. 87. Minute: Mbappé fetzt an die Latte. Die Östterreicher fielen nach Abfiff müde um, aber in kein Loch. Teamchef Rangnick war "überhaupt nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Wir haben 1:0 geführt und geben dem Gegner eine Konterchance. Das ist naiv. Da gibt es nichts zu gratulieren." Immerhin: "Bis zum Gegentor haben wir hervorragend verteidigt."

Fortsetzung folgt am Montag in Kopenhagen gegen Dänemark. Die Dänen unterlagen Kroatien 0:1. (Christian Hackl, 10.6.2022)

Fußball-Nations-League, Liga A, Gruppe 1 (3. Runde):

Österreich – Frankreich 1:1 (1:0). Wien, Ernst-Happel-Stadion, 44.800 Zuschauer, SR Sidiropoulos (GRE)

Tore:
1:0 (37.) Weimann
1:1 (83.) Mbappe

Österreich: Pentz – Lainer (54. Lazaro), Trauner, Alaba (69. Danso), Wöber – Laimer, X. Schlager, N. Seiwald, M. Sabitzer – Weimann (64. Onisiwo), Arnautovic (63. Gregoritsch)

Frankreich: Lloris – Pavard, Saliba, Konate, T. Hernandez – Kamara, Tchouameni (63. Guendouzi) – Diaby, Griezmann (63. Mbappe), Coman (79. Nkunku) – Benzema

Gelbe Karten: Lainer, N. Seiwald, Danso bzw. keine