Volbeat bei der Arbeit – in der dritten Nacht beim Nova Rock.

Foto: APA / Florian Wieser

Von einem Extrem ins nächste Déjà-vu. Waren die ersten beiden Tage geprägt von der Feuchtigkeit von Himmels (Un-)Gnaden, wurde am Samstag wieder irdisch bewässert: mit Bier. Die daher rührende Feuchte und Fröhlichkeit reichte bis hin zur Schräglage mancher Besucher mit dem Ohr am Boden, auf dem trockener Rindenmulch daran erinnerte, was an den beiden Tagen davor los war.

Am dritten Tag des Nova Rock waren Schlamm und Seen getrocknet, es pfiff bereits wieder ein trockener Flachlandwind über das Gelände und verblies den Sound von der Bühne bis rüber zum Orbán. Im Festivalbereich zeigten sich die üblichen Bilder: Bungee-Jumping-Kran, Fressbuden, Merchandise-Stände, Piercing- und Tattoo-Lehranstalten für das ewige Souvenir.

Irgendwas mit Satan und guter Laune: Nova Rock 2022.
Foto: APA / Florian Wieser

Vergilbte Festival-T-Shirts, die den Veteranenstatus ihrer Träger bezeugten, Sonnenbrände und Jägermeister-Goldketterl als Glaubensbekenntnisse um den Hals. Rock Festivals wie das Nova haben immer auch Karnevalscharakter, wie die Gildenleiter tragen manche die Abzeichen ihrer Lieblingsbands am Tuch.

Punkrock-Schwerpunkt

Am Samstag stand Punkrock auf dem Programm. Zufall oder nicht, mit Lagwagon, Bad Religion und The Offspring standen gleich drei kalifornische Bands auf den Bühnen, die mit Westcoast-Punk bekannt und berühmt wurden.

Dass der Stil nicht tot ist, sondern bloß graue Vollkopfschläfen und Hornbrille trägt, führte Bad Religion vor. Gegründet vor 42 Jahren gaben sie, was sie hatten: Also knappe, geradeaus gespielte Punkrocksongs mit Titeln wie – "Punk Rock Song" . Kein doppelter Boden, keine versteckten Botschaften, die Faust aufs Auge, übertragen von sechs Videowalls.

Greg Graffin von Bad Religion in Nickelsdorf beim Nova Rock.
Foto: APA / Florian Wieser

Das Publikum tobte artgerecht, die Freude, nach zwei Jahren eh-schon-wissen endlich wieder auf oder vor der Bühne stehen zu dürfen, entlud sich in einer gepflegten Show nach Vorschrift, in der Sänger Greg Graffin kurz die Melancholie packte und er vom ersten Auftritt der Gruppe in Wien 1989 erzählte. Was wären Veteranen ohne ihre Geschichten?

Dasselbe galt wenig später für The Offspring, Freunde und Wegbegleiter von Bad Religion. Gegründet 1984 überführten sie Punkrock in den 1990ern in den Mainstream, verkauften Abermillionen Platten und stehen heute als gut gelaunte Elder Statesmen des Fachs auf der Bühne und mischten alte Songs wie "Self Esteem" mit neueren wie "Why Don't You Get A Job?": Ein Tanzen, Singen, Hüpfen und Springen wie ein Gummiball vor der Bühne. Und die Frage, wofür eigentlich das "Nova" in Nova Rock steht?

Wofür steht Nova in Nova Rock?
Foto: APA / Florian Wieser

Das konnten später auch die Platzhirschen Seiler und Speer nicht beantworten, als sie sich als Inventar des Festivals bezeichneten – also auf ihre Art haben sie es doch beantwortet. Während ihres Auftritts ging dann die Sonne unter, auf den Feldern herrschte Ausgelassenheit, stellenweise hatte man aber das Gefühl, es sei längst egal, wer da auf der Bühne steht, Hauptsache es klingelt in den Ohren.

Den Sack machten am Ende die Dänen Volbeat zu, ebenfalls Veteranen auf diesem Boden, mit ihren metallisch angehauchten Rock'n'Roll. Bis nächstes Jahr, bis zum nächsten Déjà-vu. (Karl Fluch, 12.6.2022)