Gebi Mair will die Tiroler Grünen im Jahr 2023 zum Wahlerfolg führen.

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Mit nur 38 Jahren ist Gebhard Mair einer der erfahrensten Politiker der Tiroler Grünen. Er soll die Partei in die Landtagswahl 2023 führen, hat die grüne Basis am Wochenende entschieden. Für Mair ist es die lang erwartete Führungsrolle, die er als "offen schwuler Mann" gerne einnimmt, wie er sagt.

Erste politische Sporen verdiente sich "Gebi", der gebürtige Stubaier aus Fulpmes, 2006 im Innsbrucker Gemeinderat. Zwei Jahre später wechselte er in den Landtag, wo er seit 2013 – als die Grünen erstmals mit der Volkspartei unter Günther Platter koalierten – als Klubobmann fungiert.

Der ersehnte Posten als Landesrat blieb ihm bisher verwehrt. Mair hatte sich in der Oppositionszeit der Grünen als kritischer Geist und Skandalaufdecker hervorgetan. Eigenschaften, die beim schwarzen Partner wenig geschätzt werden. Als Klubobmann reifte er mittlerweile zum Strategen heran, der sich aber mitunter den Vorwurf gefallen lassen musste, handzahm und unkritisch geworden zu sein.

Bergretter als grüner Hoffnungsträger

Als erfahrener Alpinist weiß der Einsatzleiter der Innsbrucker Bergrettung, worauf es ankommt, um Seilschaften sicher durch unwegsames Terrain zu leiten. Seine Partei will er 2023 in die dritte Auflage der Koalition mit der ÖVP führen. Dazu muss er erst die grüne Basis und danach die schwarzen Granden überzeugen.

Seine Vielseitigkeit könnte ihm dabei nutzen. Als naturverbundener, politisch linker Intellektueller, der in einer langjährigen Beziehung mit seinem Lebensgefährten und Kletterpartner lebt, spricht der studierte Politologe die Grünen-Wähler an. Als gestandener Alpinist, der Mont Blanc und Eiger erklettert hat, kann der Tiroler Lackel aus einfachen Verhältnissen – Vater Schmied, Mutter Hausfrau – aber auch am klassischen Stammtisch auf Augenhöhe mitdiskutieren. Mair liebt derlei Konfrontationen sogar.

Familienmensch, der Schicksalsschläge wegstecken musste

Privat ist er dennoch ein ruhiger Typ, er selbst bezeichnet sich als schüchtern. Seit dem tragischen Tod seiner einzigen Schwester Marianne, die 2019 bei einem Brand ums Leben kam, wurde er zur wichtigen Bezugsperson für seine vier Neffen und Nichten. Mair selbst verunglückte 2021 schwer in seinen geliebten Bergen. Beim Klettern in den Kalkkögeln brach ein Fels aus und zertrümmerte ihm mehrere Knochen.

Rückschläge wegzustecken, hat der neue Mann an der Spitze der Tiroler Grünen auf die harte Tour lernen müssen. Doch der Wille zum Gipfelsieg war immer stärker. Das will er nun auch politisch unter Beweis stellen. (Steffen Arora, 12.6.2022)