Österreich, wir haben ein Problem. Zwei Spitzeninstitutionen der Republik sind sich in die Haare geraten. Institution eins: der Rechnungshof. Er findet die ÖVP-Angaben über Wahlkampfausgaben 2019 hinterfragenswert und will einen Wirtschaftsprüfer einsetzen, auf dass dieser nach dem Rechten sehe.
Institution zwei: die Volkspartei. Sie sieht der Prüfung "gelassen" entgegen und hält jede Kritik für "haltlos". Man merkt diesen Formulierungen eine Art säuerlicher Entrüstung darüber an, dass jemand überhaupt auf die Idee kommen konnte, die Rechtschaffenheit einer derart skandalfernen Partei wie der ÖVP in Zweifel zu ziehen.

Offenbar beruht dieser Konflikt auf divergierenden Rechenkünsten und Ansichten über das, was unter einer ordentlichen Buchführung zu verstehen sei, bei Rechnungshof und ÖVP. Vorschlag zur Güte: Man könnte die Causa bereinigen, indem sich RH-Präsidentin Kraker und ein ÖVP-Vertreter einer Art Mathematikolympiade stellen und sich darin matchen, lebensnahe Aufgaben zu den Themen Wahlkampfspenden, Plakatkosten und Inseratentarife zu lösen.
Der optimale Streiter für die Volkspartei wäre sicher Parteichef Karl Nehammer, der über große Stärke im Kopf- und sonstigen Rechnen verfügt haben muss, als er 2019 den Rechnungshofbericht der ÖVP unterschrieb. Eine ganz schöne Kniffelei! Kraker vs. Nehammer: Möge der – oder die – Bessere gewinnen. (Christoph Winder, 13.6.2022)