Neben einem herumtollenden, frechen Prinz Louis war Paddington Bär der große Co-Star bei den Feierlichkeiten zum 70-Jahr-Thronjubiläum von Queen Elizabeth vor einer Woche. Ein Video zeigte Großbritanniens liebsten Kinderbuchhelden mit der Queen beim Nachmittagstee. Den Royals und dem Bären flogen die Herzen der Briten zu.

Den Royals und dem Bootsflüchtling Paddington fliegen die Herzen der Briten zu.
Foto: APA/AFP/BUCKINGHAM PALACE/

Die Tagespolitik holte die Insel schnell wieder ein. Nach dem Fast-Sturz von Premier Boris Johnson ging es vor allem um die für Dienstag anberaumte erste Abschiebung von Flüchtlingen nach Ruanda, die laut Londoner High Court wie geplant über die Bühne gehen soll. Am Montag gibt es mit der Berufung gegen das Urteil wohl die letzte Chance für die Flüchtenden.

Für 140 Millionen Euro pro Jahr lässt sich das ostafrikanische Land die Übernahme der Geflüchteten abkaufen. Das ist aus wirtschaftlicher Sicht Ruandas vielleicht verständlich, aus humanistischer europäischer Sicht aber mindestens verwerflich, wie sogar Thronfolger Prinz Charles sagte. Menschen wie Waren auf dem Planeten hin und her zu schippern sollte als eines der dunkelsten Kapitel der Weltgeschichte Vergangenheit bleiben – noch dazu, wo Pressefreiheit, Demokratie und Rechte Homosexueller in Ruanda nicht garantiert sind und viele Geflüchtete erst recht wieder um ihr Leben bangen müssen.

Vielleicht sollten die Britinnen und Briten den Geflüchteten ähnlich viele Chancen auf ein zweites Leben einräumen wie dem Bootsflüchtling Paddington, der einst aus Peru ankam.(Fabian Sommavilla, 13.6.2022)