Für Dominik Wlazny alias Marco Pogo beginnt nun der Wahlkampf. Um überhaupt antreten zu können, braucht er erst einmal 6.000 Unterstützungserklärungen.

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Was für den einen Politiker das alltägliche Business-Outfit ist, ist für andere ein Statement. Wenn sich Dominik Wlazny ein schwarzes Sakko anzieht, dann reiht sich der Punkmusiker, der sonst meist Lederjacke trägt, in die zweite Kategorie ein.

Dann will er offensichtlich zeigen, dass er staatstragend sein kann. So staatstragend, dass er zur Bundespräsidentschaftswahl antreten könnte. Seinen Plan zur Kandidatur, der eigentlich kein Geheimnis mehr war, gab er am Montag in einem Rocklokal offiziell bekannt.

Der Spagat zwischen Kabarettisten und Politiker, zwischen Musiker und Bierhändler und zwischen ehemaligem Arzt und Spaßvogel ist für Wlazny – besser bekannt als Marco Pogo – ein weiter. Der beginnt schon beim Namen an sich. Als Leader der Punkband Turbobier und auch als politische Figur tritt Wlazny nur unter dem Namen Marco Pogo auf. Und doch stand schon bei der Nationalratswahl 2019 sowie auch bei der Wien-Wahl 2020 "Dr. Dominik Wlazny" am Stimmzettel.

Als Wlazny am Montag bei der Pressekonferenz gefragt wird, was da bei der Präsidentschaftswahl stehen wird, nimmt er seinen eigentlichen Namen nicht einmal in den Mund. Sein "bürgerlicher Name", sagt er nur, und noch dazu: Es sei schon gut, dass da keine Pseudonyme am Stimmzettel stehen könnten.

Radler und Gewaltschutz

Geht es um Inhalte, dann wird dieser Spagat noch schwieriger. Zwischen rechts und links will Wlazny sich nicht einordnen. In der Mitte sei sein Platz, denn da komme man an der Bar am einfachsten zum Zapfhahn, sagt er, wenn er danach gefragt wird.

In den Schmähs rund um das Thema Bier schwingt aber dann doch auch eine gesellschaftspolitische Haltung mit. Etwa bei Sprüchen wie diesem: "In meinem Österreich ist immer noch Platz auf der Bierbank. In meinem Österreich holt man noch eine Kiste Bier aus dem Keller, wenn überraschenderweise Besuch kommt, und sagt nicht: ,Nein, wir haben keinen Platz mehr.‘" Inhaltlich nennt Wlazny außerdem vage die Themen Klimaschutz, soziale Verantwortung von Unternehmen und eine breitere Kunst- und Kulturförderung.

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Bei der Wien-Wahl im Oktober 2020 erreichte seine Bierpartei 1,8 Prozent. Damit verpasste sie den Einzug in den Landtag deutlich, bekam aber elf Mandate in den Bezirken. Eines davon, in Simmering, besetzt Wlazny selbst. King of Simmering heißt übrigens auch ein Album seiner Band Turbobier. Und Turbobier wiederum heißt das Bier, das Wlazny als Unternehmer vertreibt.

In Simmering jedenfalls zeigen auch die Anträge der Bierpartei deren Gratwanderung zwischen Spaß und Ernst. Da brachte die Partei etwa einen Antrag auf die "Verbannung von Biermischgetränken" ein. In einem Video ist Wlazny zu sehen, wie er mit einem Bier in der Hand im Bezirksparlament steht. Es sei "im Sinne der Volksgesundheit", Radler zu verbieten, denn Limonade enthalte Zucker, sagt er da. Der Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt. Mehrheitlich angenommen wurde allerdings ein Antrag auf mehrsprachige Plakate für Arztpraxen als Hilfestellung für Gewalt- und Missbrauchsopfer. Einstimmig angenommen wurde zum Beispiel eine Resolution zur Anerkennung und Unterstützung von Fußballvereinen für die Jugendarbeit.

Mühsames Prozedere

Für den amtierenden Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen empfinde er "tiefsten Respekt", auch wenn er sich manchmal klarere Worte gewünscht habe, sagt Wlazny am Montag: "Wenn Leute das Land mit einem Selbstbedienungsladen verwechseln, dann ist es manchmal Zeit, auch auf den Tisch zu hauen und zu sagen: ,Jungs, die Party ist vorbei.‘" Das Land brauche "einen Bundespräsidenten, der dem Land eine moralische Richtschnur ist und sagt: ,So woll ma sein.‘"

Kandidieren kann Wlazny aber nur unter der Prämisse, dass er und die Partei die nötigen 6000 Unterstützungserklärungen zusammenbringen, die es braucht, um einen Wahlvorschlag überhaupt erst einzubringen.

Wer so eine Unterstützungserklärung unterschreiben will, muss das persönlich in seiner oder ihrer Hauptwohnsitzgemeinde machen, Auslandsösterreicherinnen und -österreicher müssen vor einer österreichischen Vertretungsbehörde erscheinen. Die wahlwerbende Person oder Partei muss diese Erklärungen dann der Bundeswahlbehörde zukommen lassen. Wlazny kritisiert, dass es dafür keine Online-Lösungen gibt.

Zumindest eine Hürde auf dem Weg zur Kandidatur hat er aber bereits genommen: Im Dezember wurde er 35 Jahre und hat damit das Alter erreicht, ab dem man für das Amt des Präsidenten kandidieren darf. (Gabriele Scherndl, 13.6.2022)