Es wird ein heißes Duell auf dem Eis.

Foto: Reuters/Chenoy

481 Karrieretore, Kapitän, Lichtgestalt: Tampa Bays Steven Stamkos.

Foto: AP/O'Meara

Bollwerk: Colorado-Verteidiger Cale Makar.

Foto: AP/Franson

Bild nicht mehr verfügbar.

Schier unüberwindbar: Tampa-Goalie Andrej Wasilewski.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/BRUCE BENNETT

Tampa-Coach Jon Cooper ist beeindruckt von seinem Team.

Foto: AP/David Zalubowski

Jon Cooper ist kein Mann großer Worte. So analysierte der Trainer der Tampa Bay Lightning den zweiten Titelgewinn en suite in der National Hockey League (NHL) im Vorjahr recht nüchtern: "Unsere Spieler können das, sie sind darauf vorbereitet." Nur ein Jahr später steht Tampa schon wieder im Finale um den Stanley Cup, diesmal wurde Cooper für seine Verhältnisse schon fast euphorisch: "Niemand würde es den Spielern übelnehmen, wenn sie sich mit einer oder zwei Meisterschaften zufriedengeben würden. Aber drei? Ich bin verdammt beeindruckt von dieser Truppe."

Dabei könnte der 54-jährige Kanadier mit Tampa Bay ein neues Kapitel Eishockeygeschichte schreiben. Seit 1983 gewann kein NHL-Klub dreimal in Serie den Stanley Cup. Als die New York Islanders in besagtem Jahr ihren vierten Titel in Folge holten, bestand die Liga nur aus 21 Teams, es gab noch kein Salary Cap, dafür aber ein viel größeres Leistungsgefälle als heute, wo 32 Teams gut bestückt sind.

Gretzkys Erinnerungen

Eishockeylegende Wayne Gretzky erinnert Tampa Bay dennoch frappant an die letzte NHL-Dynastie aus New York, vor allem dank "ihrer Widerstandsfähigkeit. Sie können dich eisläuferisch genauso schlagen wie durch ihre körperliche Härte. Niemand beschwert sich über seine Rolle, jeder spielt uneigennützig."

Im US-Bundesstaat Florida träumt man weiter vom "three-peat", obwohl die Saison zwischenzeitlich schon vorbei schien, lag das Team um Kapitän Steven Stamkos in einer Best-of-Seven-Serie im Halbfinale gegen die New York Rangers doch schon 0:2 zurück. Am Ende setzte man sich mit 4:2 durch, ein Kunststück, das in der NHL-Geschichte bis dato nur acht Mannschaften gelang. Mittlerweile haben die Lightning elf Playoff-Serien nacheinander gewonnen. Rekordhalter sind die New York Islanders mit 19 (1980 bis 1984).

NHL

Beim Eishockey können sich die Dinge schnell drehen. Kein Spiel, keine Serie wird je verloren gegeben, vom Kapitän bis zum Coach beschwört Tampa Bay den Teamgeist auf eine Art, dass man es einfach glauben muss. Oder bitter erfährt wie die Rangers: Nach deren zwei Siegen zu Beginn ließ der Champion in den folgenden vier Spielen gerade mal fünf Treffer zu.

Tampas Trumpf

Geht es nach der Statistik, ist Herausforderer Colorodo Avalanche im Finale Favorit. Die Lawine rollte mit 56 Siegen zur zweitbesten Bilanz nach dem Grunddurchgang. Im Vergleich zur NBA oder zur MLB (Baseball) gewinnt in der NHL aber viel seltener die erfolgreichste Mannschaft der Hauptrunde am Ende auch den Titel. Das liegt auch daran, dass es beim Eishockey stärker auf das Match-up ankommt. Tampa Bay ist das unangenehmste Team im Playoff, vor allem dank Goalie Andrej Wasilewski. Keine einzige Minute verpasste der Russe in den letzten drei Playoffs, in entscheidenden Partien ist der 27-Jährige quasi unbezwingbar: 15-mal hatte Wasilewski seit 2020 die Chance, ein gegnerisches Team zu eliminieren, zehnmal gelang ihm das auch. Für seine 92-prozentige Abwehrquote wurde Wasilewski im Vorjahr zum besten Spieler der Playoffs gekürt. Wenn es ums Toreschießen geht, besonders in Überzahl, dann ist Tampa präzise wie eine Maschine. Auf Youtube gibt es einige Clips, die das überragende Powerplay-Spiel analysieren.

Finalgegner Colorado ist aber ein harter Brocken, in den ersten drei Runden verlor die Mannschaft von Trainer Jared Bednar nur zweimal, beide Male zu Hause, und schoss im Schnitt 4,64 Tore pro Partie. Österreichs Noch-NHL-Profi Michael Raffl tippt nicht zuletzt wegen des Goalies auf Tampa. "Sie haben mit Wasilewski den besten Tormann der Welt. Wenn es darauf ankommt, braucht man so einen Keeper, um zu gewinnen", sagte Raffl. Los geht die Serie in der Nacht auf Donnerstag (2 Uhr MESZ) in Denver, wo drei Tage später auch die zweite Partie steigt.

Wie auch immer das Finalduell endet, eine Serie bleibt seit dem Ausscheiden der Edmonton Oilers im Halbfinale bestehen. Seit der NHL-Rekordmeister Montreal Canadiens 1993 den letzten von 24 Finalsiegen holte, hat keine Mannschaft aus dem Mutterland des Eishockeys mehr den Stanley Cup in die Höhe gereckt. (Florian Vetter, 15.6.2022)