Die Elektrowende im Personenverkehr geht munter weiter. Die Nachfrage steigt, Hersteller arbeiten an Verbesserungen – insbesondere wenn es um Reichweite und Ladedauer geht. Sonnengetriebene Mobilität steckt allerdings noch in den Kinderschuhen, dennoch gibt es bereits Ansätze, auch Solarenergie zumindest zum Hilfsmittel zu machen.

Diesen Weg geht der niederländische Hersteller Lightyear. Das 2016 gegründete Unternehmen mit Sitz in Helmond hat nun die Serienzulassung für den Lightyear 0 erhalten, den man als "Solarauto" bezeichnet.

Foto: Lightyear

Ordentliche Reichweite trotz eines kleinen Akkus

Diese Betitelung ist freilich eher fantasievoll. Wie erwähnt ist Sonnenenergie hier nicht die Hauptenergiequelle, sondern ein zusätzliches Mittel, mit dem mehr Reichweite gewonnen werden soll. Der Lightyear One verfügt über fünf Quadratmeter an Photovoltaikfläche. Diese soll die Reichweite an einem idealen, sonnigen Tag im Sommer um 70 Kilometer steigern können.

Die Vorstellung des Lightyear 0.
Lightyear

Gemäß Labortests erreicht das knapp 1.600 Kilogramm schwere Auto mit einem vollen 60 kWh-Akku eine Distanz von bis zu 625 Kilometern. Der Hersteller selbst verspricht bei einer konstanten Fahrgeschwindigkeit von 110 km/h 560 Kilometer.

Obwohl die Batterie eher klein dimensioniert ist, ist die Reichweite beachtlich. Realisiert wird diese aber nicht nur durch Photovoltaik, sondern auch durch aerodynamische Optimierungen. Der Luftwiderstandswert wird mit 0,19 angegeben und wäre im Segment der Familien-Pkw bislang unerreicht. Zubehörhersteller Bridgestone steuert außerdem Reifen bei mit verringertem Rollwiderstand bei, die den Energieverbrauch beim Fahren reduzieren sollen.

Foto: Lightyear

Performance und Ladedauer

Jedes Rad wird von einem eigenen, individuell kontrollierbaren Motor angetrieben. Die Geschwindigkeitswerte sind eher unspektakulär. Von null auf 100 km/h beschleunigt der Lightyear 0 gemäß Hersteller in zehn Sekunden. Mit einer Maximalgeschwindigkeit von 160 km/h dürfte er zumindest auf deutschen Autobahnen von manch anderen Verkehrsteilnehmern leicht überholt werden.

Aufgeladen werden kann das Auto sowohl bei Ladestationen an Tankstellen als auch an der heimischen Steckdose. Lightyear liefert hierzu aber keine Ladezeiten, sondern ein Reichweiten-Stunden-Äquivalent. Wo Schnellladen möglich ist, soll hier pro Stunde 520 km an Reichweite getankt werden können, bei der Steckdose sind es 32. Wer das Auto über Abend und Nacht (gerechnet werden acht bis zehn Stunden) in der Garage lädt, hat am Morgen also Reserven für zumindest 250 bis 320 Kilometer.

Lightyear

Teurer Start

Knapp 950 Exemplare will Lightyear von seinem Erstling bauen, sie sind allerdings nicht billig. Der Preis wird mit 250.000 Euro beziffert, die ersten Besteller sollen ihr Auto im kommenden November erhalten. In Zukunft soll es auch günstigere Lightyear-Modelle geben, als Einstiegspreise visiert der Hersteller 30.000 Euro an. (gpi, 13.6.22)