Wäre da nicht ein kleiner Tropfen Öl, den einer der alten Feuerwehrwagen wohl gerade erst verloren hat, könnte man in der riesigen Garage vom Boden essen. 13 Tore hat die Wache der Feuerwehr Pinkafeld, und nur hinter dreien ist noch Platz. Das aber auch nur, weil das neue Wechsel laderfahrzeug und die dazugehörige Mulde schon für ein Foto im Hof aufgestellt wurden. Ein Platz bleibt frei, um dort Arbeiten erledigen zu können. Hinter einem der Tore ist eine Waschanlage für die Einsatzfahrzeuge, die selbst gebaut wurde, erzählt Helmut Stritzl. Er ist Pensionist und hat viel Einsatzerfahrung. Seit 65 Jahren ist er bei der Feuerwehr.

Einsatz und Training

Die Feuerwehr Pinkafeld ist die älteste des Landes. Sie wurde 1871 gegründet und ist heute ein Vorzeigeprojekt, wenn man so möchte. Das Areal, auf dem sie sich ausbreitet, ist riesig. Auf einer Wiese ist ein Trainingsparcours für die Feuerwehrjugend aufgebaut. Direkt an die Garage angeschlossen ist auf der einen Seite ein Notstromaggregat, das die Feuerwehr im Notfall versorgen kann. Auf der anderen Seite ist das Feuerwehrhaus, das alle Stückeln spielt, direkt mit der Garage verbunden. Es gibt Schulungs- und Sozialräume, Besprechungszimmer und die Kommandozentrale, von wo aus man durch große Fenster auf den Hof und die Garagentore sehen kann.

Insgesamt 16 dieser Wechselladerfahrzeuge werden das Rückgrat des Katastrophenschutzes im Burgenland bilden.
Foto: Guido Gluschitsch

Vor drei Jahren ist die Feuerwehr Pinkafeld hier eingezogen. Sie ist nicht nur die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Pinkafeld, sondern auch Stützpunktfeuerwehr des Feuerwehrabschnitts 1. Hier ist der Gefahrgutzug Süd der Landessicherheitszentrale stationiert. Und hier ist auch schon der bereits erwähnte Wechsellader im Einsatz. Er bildet das Rückgrat des neuen Katastrophenschutzes im Burgenland.

Mehr Stützpunkte

"Das Land Burgenland wird in den nächsten fünf Jahren umfassend in das burgenländische Feuerwehr wesen investieren", sagt der burgenländische Landesfeuerwehrreferent Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ). "In einem ersten Schritt wird die Zahl der Katastrophenstützpunkte von sieben auf 16 mehr als verdoppelt. Die zusätzlichen Stützpunkte sind erforderlich, um damit eine entsprechende Abdeckung für das Burgenland auch in Zukunft zu gewährleisten." Jeder dieser Stützpunkte, die nun über das ganze Bundesland verteilt sind, wird mit einem Wechselladerfahrzeug, einem Container und einer Mulde aus gestattet. In Summe sind dafür Investitionskosten von rund 7,5 Millionen Euro veranschlagt. Ein Fahrzeug samt den beiden Aufbauten kostet etwa 570.000 Euro, wobei 100.000 Euro von der Feuerwehr oder Gemeinde kommen, den Rest übernimmt das Land Burgenland.

"Die neuen Wechselladerfahr zeuge, dreiachsige Lkw mit Kran, werden über die Bundesbeschaffung GmbH (BBG) angeschafft", heißt es aus dem Büro Dorner.

Im Katastrophenfall wird der Container vor Ort abgeladen und dann, wenn sie benötigt wird, die Mulde geholt.
Foto: Guido Gluschitsch

Die alten Katastrophenschutzfahrzeuge, die nichts anderes als Lkws mit Planen und Ladebordwand waren, müssten inzwischen getauscht werden, erklärt Landesfeuerwehrdirektor Sven Karner, weil die Instandhaltungskosten durch das Alter der Fahrzeuge gestiegen seien. "Diese Katastrophenschutz-Lkws und das schwere Rüstfahrzeug werden nun durch ein einziges Fahrzeug getauscht, das im Grunde die gleichen Aufgaben erfüllen kann und flexibler ist." So könne man auf lange Sicht Kosten reduzieren, da nur mehr ein Fahrzeug gewartet werden muss. Gleichzeitig habe man den Vorteil, dass sich die Feuerwehren besser gegenseitig aushelfen können, da die Container und die Mulden nun im Bedarfsfall von anderen Feuerwehren übernommen werden können.

Mulden und Container

Die Mulden dienen zum Transport – das können Sandsäcke bei Überschwemmungen sein, Unfallautos oder auch Schlamm und Geröll. Die Container sind mit Gitterboxen gefüllt, die alles für den Katastropheneinsatz bereithalten, von Sprit über Schläuche und Pumpen, Sandsäcke und Pylonen bis hin zu Spaten. Auch hier ist alles fein säuberlich auf seinem Platz und sofort bereit für den Einsatz.

"Wir haben uns angeschaut, welche Katastrophenszenarien am ehesten eintreten, und sind so auf diese Lösung gekommen", erklärt Sven Karner. "Die wahrscheinlichsten Katastrophen sind Unwetter, können aber auch Waldbrände sein, Starkregen- oder Starkwindereignisse. Bis jetzt waren wir für alle aufgetretenen Katastrophen gerüstet."

Im Container ist alles fein säuberlich an seinem Platz.
Foto: Guido Gluschitsch

Erdbeben seien nach Auskunft der entsprechenden Stellen kein besonders wichtiges Thema, aber auch für so einen Einsatz wären die Wechselladerfahrzeuge mit dem Kran und der Seilwinde bestens gerüstet. Was den Strahlenschutz oder Chemieunfälle angeht, ist das Südburgenland durch den Gefahrgutzug Süd in Pinkafeld abgedeckt. Bei Großkarambolagen würde man wieder auf die Katastrophenschutzfahrzeuge zurückgreifen.

Fünf-Phasen-Konzept

"Der Gesamtkatastrophenschutz im Burgenland baut auf einem Fünf-Phasen-Plan auf", erklärt Sven Karner. Zur ersten Phase gehören die 470 PS starken Katastrophenschutzfahrzeuge, die bis 2027 sukzessive erneuert werden. In Phase zwei wird es um ein Blackout-Szenario gehen. Über die weiteren Phasen könne Sven Karner aktuell noch nicht sprechen, die werden vermutlich im Herbst so ausdefiniert sein, dass man damit an die Öffentlichkeit gehen könne. Auch was die Sicherstellung einer Stromversorgung angehe, sei man "aktuell noch in Gesprächen mit der Burgenland Energie, den Stakeholdern und Abwasserverbänden. Wir müssen schauen, dass die Straßenverwaltung, Rettung, Polizei bis hin zum Gemeindearzt eine entsprechende Energieversorgung haben. An einen längerfristigen Blackout glauben wir im Moment aber nicht."

Digitale Angriffe, meint Sven Karner, seien Sache des Innenministeriums und des Bundesheeres. Anders dürfte das Christian Sagartz, Landesparteiobmann der ÖVP, sehen. "Öffentliche Einrichtungen werden immer öfter das Ziel von Hackerangriffen. Das Schadenspotenzial ist enorm hoch und im schlimmsten Fall lebensbedrohlich. Deshalb muss alles dafür getan werden, um Systeme und Daten zu schützen. Das Land muss sich diesem blinden Flecken mit geeigneten Mitteln stellen."

Die "Aufwertung der Katastrophenhilfe" begrüßt er: "Die freiwilligen Feuerwehren sind eine unverzichtbare Säule unserer Sicherheit. Sie verdienen die beste Ausrüstung." (Guido Gluschitsch, 14.6.2022)