Der neue ORF-Newsroom für 356 Mitarbeiterinnen um einen Lichthof mit Erlenwäldchen. Der ORF-General verspricht "Respekt" für Sorgen und Ängste vor der Halle für alle.

Foto: ORF / Thomas Ramstorfer
Foto: ORF/Thomas Ramstorfer
Foto: ORF/Thomas Ramstorfer
Foto: ORF/Thomas Ramstorfer
Foto: ORF/Thomas Ramstorfer

Der Begriff hat den Baumeister des Küniglbergs hörbar getroffen. Dreimal, mindestens, zitiert Pius Strobl das Wort, um es entschieden zurückzuweisen, als er am Montag Journalistinnen und Journalisten durch sein Opus magnum führt. Durch den gewaltigen Glaswürfel auf dem Küniglberg über Wien, aus dem ab Montag die News des ORF kommen sollen.

Eine "Content-Legebatterie" hat ein Radiomitarbeiter diesen multimedialen Newsroom für 356 Journalistinnen und Journalisten genannt.

Legebatterie, das ist das Wort, das Strobl so hart trifft, als Projektmanager für den insgesamt 303 Millionen Euro schweren Um- und Zubau des ORF-Zentrums. Strobl und sein Team und die Profis von Riepl Kaufmann Bammer Architekten haben "viel Hirnschmalz" investiert, sagt er. Für "bestmögliche Arbeitsbedingungen für die besten Journalistinnen und Journalisten", ergänzt ORF-General Roland Weißmann, der das Achtjahresprojekt von seinem Vorgänger Alexander Wrabetz übernahm und nun besiedelt.

Wo der Schuh drückt

Weißmann versichert nicht erst seit dem jüngsten STANDARD-Bericht über Sorgen und Unmut vor allem in der Radioinformation: "Die Kolleginnen und Kollegen werden verstanden und gehört. Ich weiß, wo der Schuh drückt." Der ORF-General sagt: "Wir respektieren die Sorgen und Ängste der Mitarbeiter." Und: "Wir sind hellhörig für Verbesserungsvorschläge."

Tatsächlich gibt es in Österreich Newsrooms und Redaktionsbüros, in denen Schreibtische enger stehen – wie gut die Schallschutzpaneele wirken, muss die viel telefonierende Praxis zeigen. Sonnenlicht aus einem großzügigen erlenbestandenen Lichthof ist eher kein Standard in Redaktionen, für Tageslicht sorgen auch die größten in Österreich verbauten Glaselemente und das Dach. Weiter Ausblick über den Wienerwald aus dem ersten Stock und große Terrasse schmücken das Projekt. Schön und modern, räumen selbst Kritiker ein, die sich um die konkreten Arbeitsbedingungen sorgen. "Total gelungen", findet TV-Chefredakteur Matthias Schrom.

Wuchtiges Info-Angebot

Das Großprojekt Newsroom soll die bisher räumlich getrennt operierenden ORF-Redaktionen von TV, Radio, Online, Social Media zusammenbringen. Austausch, aber ohne Vereinheitlichung, betont Radio-Vizechefredakteurin Gabi Waldner: "Wir als ORF sind ein wuchtiges Informationsangebot. Also müssen wir ‚checks and balances‘ und Binnenpluralität im Newsroom wahren und unsere starken Sendungsmarken pflegen." Mit Blick auf Schrom sagt Waldner noch: "Ihr freut euch schon, dass wir euch am Vortag sagen, was wir im nächsten Morgenjournal machen." Es klingt nicht, als verrieten die Radioleute das gern.

Links vom Haupteingang der Newsdesk mit Blick auf das neue ZiB-Studio – das erst im Herbst fertig und für das Publikum sichtbar wird, bis dahin werden die Wege für die TV-Journalisten weiter, ins alte Studio. Rechts die Radio-Journale direkt an einer Reihe von Studios, aus denen schon einzelne Journale, FM4-Nachrichten, Regionalnews on air gingen. Reibungslos, sagt Waldner. Sie und die Chefredakteure Schrom und Staudinger kamen zur Journalistinnenführung.

Schrom und Staudinger werden mit Radio-Chefredakteur Hannes Aigelsreiter ab Montag gleichberechtigt den Newsroom führen. Aus einer Ecke im Großraum im ersten Stock schauen sie auf die künftig multimedialen Ressorts. Sendungsteams von ZiB 1, 2 und 3 haben oben eine eigene, abgesetzte Ecke.

Wenn sie übersiedelt sind, wird der ORF-Haupttrakt noch einmal sortiert. Ende August kommt Ö1 und Ende September Ö3 auf den Küniglberg in neue Räumlichkeiten. Bei dieser Gestaltung (nicht aber beim schon länger geplanten Newsroom) berät laut ORF die Consultingfirma Team Gnesda (mit personellen Beziehungen zur ÖVP). Auf Wunsch des Betriebsrats nach externer Begleitung, sagt der General.

Pius Strobl hat das Schlusswort zur Newsroomführung: "Das ist wirklich keine Legebatterie." (Harald Fidler, 14.6.2022)