Zwölf blaue Piktogramme auf dem Asphalt. Mehrere Poller, mitten auf vier Straßenkreuzungen. Und viele Einbahnschilder, die auf einmal in eine andere Richtung weisen als gewohnt: All das kommt auf den Bereich zwischen Gudrunstraße, Leebgasse, Quellenstraße und Neilreichgasse zu. In dem rund 3.000 Einwohner zählenden Viertel in Favoriten nimmt ab sofort der lange geplante Superblock Gestalt an.

Dabei handelt es sich um ein stadt- und verkehrsplanerischerisches Trendkonzept aus Spanien. Die Idee: Mehrere Häuserblocks werden zu einer rund 400 mal 400 Meter messenden Einheit zusammengefasst. Der motorisierte Verkehr wird aus dieser Einheit weitgehend oder sogar ganz ausgesperrt. Im Gegenzug werden die Straßen im Block für Radfahrende und Zufußgehende attraktiver gemacht.

Auf vier Kreuzungen werden Poller aufgestellt und auf dem Asphalt Bogen – quasi Leitlinien – aufgemalt.
Christian Fischer

Die rot-pinke Rathauskoalition hat sich vorgenommen, derartige verkehrsberuhigte Zonen zu forcieren – und sogar einen Namen dafür erfunden: Supergrätzel. Ein Pilotprojekt in Favoriten ist seit 2020 im Gespräch. Gestartet wird nun behutsam mit einem Provisorium, das bis 24. Juni aufgebaut wird.

Drei neue Fußgängerzonen

Dafür werden an den Einfahrten in den Superblock Piktogramme auf dem Asphalt aufgemalt. Autolenkerinnen und Autolenkern soll so bewusst werden, dass sie sich in ein besonderes Gebiet begeben. Vier Kreuzungen werden mit Pollern für Autos gesperrt, zusätzlich sind farbige Bogen – quasi Leitlinien – auf dem Asphalt geplant.

Dazu kommen neue Einbahnregelungen und drei neue Fußgängerzonen. Jene in der Herzgasse wird ständig eingerichtet, sie wurde am Montag markiert. Teile der Pernerstorfer- und der Alxingergasse sind vorerst nur tageweise Zufußgehenden vorbehalten.

So wird der Verkehr im Supergrätzel in der nun beginnenden Pilotphase organisiert.
Foto: Christian Fischer

Diese Neuerungen führen dazu, dass man das Gebiet mit dem Auto nicht mehr durchfahren kann. "Wenn sich ein Autofahrer in das Supergrätzel verirrt, wird er sich denken: ,Das nächste Mal nehme ich eine andere Route‘", sagt Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ). So werden künftig nur noch die notwendigsten Autofahrten in das Viertel stattfinden, ist er überzeugt.

Umbau nach Testphase

Über die umliegenden Durchzugsstraßen bleibt jeder Punkt des Gebiets erreichbar – wichtig für Müllabfuhr, Einsatzkräfte sowie Anrainerinnen und Anrainer mit Pkw. Die Zahl der Parkplätze auf der Straße wird reduziert: Rund 50 von 350 fallen in der Pilotphase weg. Zufußgehende und Radfahrende kommen weiterhin leicht durch das Gebiet: Erstere sowieso; Letztere, weil sie gegen die Einbahn fahren dürfen.

In der Herzgasse stehen bereits die Schilder für die neue Fußgängerzone.
Christian Fischer

Der provisorische Superblock wird bis September getestet. Bewährt er sich, wird er ab 2023 zum Fixum – und das Grätzel dann entsprechend umgebaut. An den Einfahrten sind farbig gekennzeichnete Aufdopplungen möglich, und an den Kreuzungen mit den Pollern könnten die Gehsteige in die Mitte gezogen und begrünt werden.

"Wenn nicht mehr so viele Autos fahren, können wir eben den Straßenraum rückbauen", sagt Franz. Das schaffe Platz für Bäume, Brunnen und Bankerln. Wo genau diese postiert werden könnten, wird ab 24. Juni mit der Bevölkerung erprobt – etwa bei Spaziergängen und einem Straßenfest im Herbst.

Grüne wollen Studie sehen

Ein Fest zum Thema Superblock wurde am Wochenende auch im Volkertviertel im zweiten Bezirk veranstaltet. Jedoch nicht weil das Konzept dort umgesetzt wird. Sondern weil die Grünen eben das vehement verlangen. Unter ihrer früheren Vorsteherin Uschi Lichtenegger wurde eine Machbarkeitsstudie in die Wege geleitet. Ihr roter Nachfolger Alexander Nikolai macht die Ergebnisse aber nicht publik.

Das ärgert die Grünen: Die Studie sei nicht "das Privateigentum des Herrn Nikolai", sondern mit Steuergeld bezahlt, kritisiert Vizebezirkschef Bernhard Seitz. Vorsteher Nikolai bleibt dabei: "Die Studie wird nicht veröffentlicht." Denn: "Es wäre widersinnig, ein Projekt zu präsentieren, das nicht umgesetzt wird." (Stefanie Rachbauer, 14.6.2022)