Laut Experten ist der Fleischkonsum bereits jetzt drei Mal höher als empfohlen.

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Wien – WWF und Vier Pfoten haben einen Monat lang die Grillsortimente in den Flugblättern sechs österreichischer Supermarktketten untersucht – ein Drittel der 297 rabattierten Produkte stammte dabei aus dem Ausland. Im Vorjahr war es noch jedes fünfte Produkt, erklärten die Tierschutzorganisationen. Der niedrigste rabattierte Kilopreis lag bei 1,16 Euro für ein Kilo Putenbruststeaks der Haltungsform 2, ohne Angabe des Herkunftslandes.

Auf Kosten des Klimas

"Die als Lockmittel eingesetzten Rabatte befeuern den Fleischkonsum auf Kosten des Klimas und der Umwelt. Zusätzlich setzen Billigimporte die heimische Landwirtschaft unter Druck", sagt WWF-Mitarbeiterin Hannah-Heidi Schindler. Von der Politik wünscht man sich ein grundlegendes Umdenken im Handel und eine ökosoziale Ernährungswende. "Die Bundesregierung muss den klimaschädlichen Billigfleisch-Irrsinn eindämmen und im Gegenzug ressourcenschonende Lebensmittel stärker unterstützen."

Besonders wichtig wäre laut WWF eine verpflichtende Kennzeichnung aller Fleischprodukte nach Herkunft und Tierwohl, sowohl im Handel als auch in der Gastronomie. Angesichts der Teuerung plädiert man für ein dauerhaftes Senken der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte.

Kaum Biofleisch

Bei fast allen untersuchten Angeboten handelt es sich um konventionelle Waren (96 Prozent), die häufig unter ökologisch bedenklicheren Bedingungen und geringeren Tierwohlstandards hergestellt würden als Bioprodukte. Biofleisch wurde kaum angeboten, und nur jedes zehnte Grillprodukt in den Prospekten ist vegetarisch oder vegan. "Schon jetzt ist der Fleischkonsum dreimal höher als von Fachleuten empfohlen", kritisierte Schindler.

Am häufigsten wurde vom 25. April bis 23. Mai Schweinefleisch in Aktion angeboten – mit einem Rekordrabatt von 53,9 Prozent, gefolgt von Geflügel mit 50 Prozent und Rindfleisch mit 36 Prozent. "Fast die Hälfte der rabattierten Produkte trägt außerdem das AMA-Gütesiegel. Das ist besonders irreführend, da damit ein Schnäppchen und gleichzeitig Tierwohl suggeriert wird", sagte Vier-Pfoten Kampagnenleiterin Verena Weissenböck. (APA, 14.6.2022)