Udo Wachtveitl als Franz Leitmayr im "Tatort: Flash".

Foto: ORF/BR/Hendrik Heiden

München – Eine schlafende Schöne am Isarufer – so scheint es. Die Kamera fährt heran an die junge Frau, die mit geschlossenen Augen leicht zu lächeln scheint. Erst der Blick auf ihren blutigen Hinterkopf zeigt, dass der Schein trügt und das Bild, das die Kamera einfängt, alles andere als friedlich ist. Der neue Münchner "Tatort" mit dem Titel "Flash" am Sonntag (20.15 Uhr, ORF 2) beginnt mit einem kleinen Schockeffekt.

Die Kamerafahrt ist ein Rückblick auf einen mehr als 30 Jahre zurückliegenden Mord. Genauso lang, wie dieser Mord – geschehen nach einem ausgelassenen Abend in einem legendären, in diesem Fall titelgebenden Münchner Club mit dem Namen Flash – zurückliegt, saß Alois Meininger (Martin Leutgeb) dafür als Täter in Haft und Sicherungsverwahrung. Und kurz nach seiner Entlassung ermitteln Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) in ihrem 88. Fall in einer ganz ähnlichen Sache, einem Mord, der dem Muster Meiningers nahezu bis ins Detail gleicht.

Doch wo ist Meininger? Mit dieser Frage wenden Leitmayr und Batic sich an Meiningers ehemaligen Therapeuten Norbert Prinz (Peter Franke), dem der Gesuchte in stundenlangen Gesprächen seine gestörte Psyche offenbart hat. Die Hoffnung: Vielleicht kann Prinz Aufschluss geben über Meiningers Aufenthaltsort. Das Problem: Ex-Therapeut Prinz, der seiner ihn pflegenden Tochter Nele (Jenny Schily) das Leben schwer macht, ist demenzkrank und hat nur sehr wenige lichte Momente.

Reminiszenztherapie

Die Kommissare nehmen Kontakt auf zu dem renommierten Neuropsychologen Ralph Vonderheiden (André Jung), den mit seiner Kollegin Laura Lechner (Anna Grisebach), wie sich später herausstellt, weit mehr verbindet als nur die gemeinsame Arbeit. Die Wissenschafter stimmen einem kriminologischen Pilotprojekt zu: Sie bauen Kulissen auf, die Prinz in die Vergangenheit zurückbeamen sollen. In der Hoffnung, er möge sich erinnern an das, was damals zwischen ihm und Meininger gesprochen wurde. Stichwort: Reminiszenztherapie.

Ohne zu viel verraten zu wollen: In diesem "Tatort" von Regisseur Andreas Kleinert, der auch schon den Franken-"Tatort" "Wo ist Mike" und die Münchner Episode "Freies Land" inszenierte, ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Trotzdem ist leider alles doch so vorhersehbar, dass die starke Anfangsszene nicht nur der einzige Schockmoment, sondern auch der Höhepunkt des Filmes bleibt.

Zu unbeholfen wirken die Momente, in denen aus den Kommissaren Psychologen werden, zu wenig ausgefeilt die Charaktere insgesamt. Wo in kammerspielartigen Szenen Spannung entstehen soll, bleibt der Film zu oberflächlich, die schauspielerischen Leistungen zu blass. Nach einigen starken Münchner Krimis in der jüngeren Vergangenheit wie zuletzt dem Faschings-"Tatort" fällt die neue Episode eher etwas zurück. (APA, dpa, 14.6.2022)