Die Ausgaben lagen pro Kind bei etwa 630 Euro pro Schuljahr – all das belaste die Familienbudgets "stark oder spürbar", gaben 48 Prozent der betroffenen Eltern an.

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Den Schulerfolg der Kinder muss man sich leisten können: Das ging unlängst aus einer Erhebung der Arbeiterkammer (AK) hervor, wonach immer mehr Familien für Nachhilfestunden der Jüngsten blechen. In Summe erhielt ein Viertel der Schülerinnen und Schüler dieses Schuljahr externe Unterstützung, bei 16 Prozent – also 164.000 Kindern – wurde dafür bezahlt. Seit Beginn der Corona-Pandemie stieg die Zahl jener Familien, die es sich nicht leisten können, rapide an. AK-Präsidentin Renate Anderl knüpfte diese Zahlen daher an Forderungen nach Ganztagesschulen und vermehrt Förderunterricht an Schulen.

Die faulen Eltern

Wenig überraschend folgten auf die Studie jene Reaktionen, die mit Blick auf die soziale Ungleichheit im Bildungssystem altbekannte, elitäre Denkmuster offenlegen: Diese kamen aber nicht aus dem konservativen Eck, sondern aus dem Sozialministerium.

Im Jobnetzwerk Linkedin kommentierte ein Kommunikationsmitarbeiter die AK-Studie mit den Worten: "Wie wär's, wenn einfach Mama u. Papa mit den Kids lernen würden?" Es handle sich dabei um ein "persönliches Statement auf dem privaten Account" eines Mitarbeiters, das nicht die Meinung des Ministeriums repräsentiere, schreibt ein Sprecher des Ministeriums. Dieses setze sich klar für den "Ausbau von Sozialleistungen und Unterstützungsangeboten für Eltern" ein.

Ob der der Mitarbeiter die AK-Studie gelesen hat, konnte DER STANDARD nicht eruieren, eine Nachfrage an ihn ging ins Leere – die Aussage legt dies aber nahe.

Überfragt und keine Zeit

Denn eigentlich kommen Eltern sehr wohl zum schulischen Handkuss: Laut AK erhalten 58 Prozent der Kinder mindestens einmal oder mehrmals pro Woche elterliche Hilfe, ein Viertel sogar täglich. Das hängt aber freilich vom Bildungsgrad der Eltern ab: Während 46 Prozent der Eltern mit Pflichtschulabschluss angaben, beim Helfen überfragt zu sein, waren es bei jenen mit Hochschulabschluss 26 Prozent. Dazu kommt der zeitliche Aspekt: Vier von fünf Eltern erklärten, dass sie Schulaufgaben spürbar zeitlich belasten.

Auch bei den Geschlechtern gibt es einen klaren Trend: Während die Beteiligung der Männer, die Vollzeit arbeiten, bei 19 Prozent liegt, sind Frauen in Vollzeitjobs signifikant häufiger eingespannt. 60 Prozent gaben an, ihre Kinder zu unterstützen. (red, 14.6.2022)