In Mexiko protestieren Frauen immer wieder gegen Gewalt – meist bleibt es von den Behörden ungehört.

Foto: Sashenka Gutierrez

Juan Carlos G., der ehemalige CEO von Amazon Mexiko, sollte eigentlich vor Gericht stehen. Ihm wird vorgeworfen, 2019 den Mord an seiner Frau in Auftrag gegeben zu haben. Da er aber weiterhin auf der Flucht ist, müssen sich stattdessen die beiden mutmaßlichen Attentäter in Mexiko-Stadt für die Tat rechtfertigen.

Vorstrafen

Abril Pérez S. wurde vor drei Jahren in ihrem Auto in den Kopf geschossen. Im selben Auto saßen ihre zwei Kinder, die von den zwei Tätern verschont wurden. Der Auftrag kam laut ersten Aussagen vor Gericht von ihrem Mann Juan Carlos, der seither untergetaucht ist. Die zwei Männer behaupten, von ihm 9.000 Dollar für den Mord erhalten zu haben.

Außerdem soll ihnen versprochen worden sein, 2.500 Dollar extra zu verdienen, wenn sie die Frau vor einem Gerichtstermin ermorden würden, zu dem auch ihr Mann vorgeladen war. Er soll seine Frau zuvor mit einem Baseballschläger attackiert haben, weshalb sie ihn angezeigt und die Scheidung eingereicht hatte.

Zehn Monate lang wurde der Verdächtige in Untersuchungshaft gehalten, bis ein Richter den Angriff auf seine Frau auf "häusliche Gewalt" reduzierte und der Mann freigelassen wurde. Nach der Tat berichteten mehrere Lokalzeitungen von einem Brief, den der Mann an die Behörden geschickt hatte, um damit seine Unschuld zu betonen. Aktuell soll sich der Verdächtige in den USA aufhalten, schreibt die Zeitung "La Jornada". Von 2014 bis 2017 war er CEO von Amazon Mexiko.

Anhaltendes Problem

Erst im März, zum Internationalen Frauentag, gingen tausende Frauen in Mexiko auf die Straße, um gegen die steigende Zahl der Morde an Frauen und die fehlenden Strafen dafür zu protestieren. Präsident Andrés Manuel López Obrador reagierte lediglich mit einer Warnung an die Frauen, die Proteste könnten Gegengewalt auslösen. (red, 14.6.2022)