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Völliges Novum im Tiroler Kristallkonzern Swarovski: Ab 4. Juli wird das Wattener Unternehmen erstmals seit seiner Gründung im Jahr 1895 von einem familienfremden Manager geführt werden. Der Verwaltungsrat hat Alexis Nasard zum neuen Chef gekürt, einen Manager mit jahrzehntelanger Erfahrung im Konsumgüterbereich. Das gab Swarovski am Dienstag bekannt.

Bis 2020 war Nasard Vorstandschef des Schuherzeugers Bata, seither Chef des Marktfoschungsunternehmens Kantar. Zuvor war der heute 56-jährige Marketingexperte 17 Jahre lang in verschiedenen Funktionen bei Procter & Gamble sowie sechs Jahre im Bierkonzern Heineken tätig und dort fürs europäische Geschäft und das weltweite Marketing zuständig.

Jahrelanger Familienstreit

Der Entscheidung, einem Nichtfamilienmitglied das Steuer zu übergeben, sind jahrelange grobe interne Zwistigkeiten vorausgegangen. Wie oft berichtet, sind die verschiedenen Stämme der Gründerfamilie im Streit um die künftige Strategie aneinandergeraten, im vorigen Herbst waren Swarovski-Chef Robert Buchbauer und Finanzchef Mathias Margreiter zurückgetreten.

Damals wurde ein Interimsmanager eingesetzt, und der Verwaltungsrat entschied, einen Personalberater mit der Suche nach einem externen Manager zu beauftragen. Der ist nun eben fündig geworden. Für Swarovski ist die Bestellung Nasards laut Aussendung "der nächste Meilenstein im Übergang von einem familiengeführten Unternehmen zu einem Unternehmen im Familienbesitz. Im November 2021 hatte Swarovski bereits seinen neuen Verwaltungsrat vorgestellt, dem erstmals in der Mehrheit unabhängige Mitglieder angehören."

Alexis Nasard wird den Konzern und auch das Stammwerk in Wattens leiten.
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Neuer leitet auch Werk Wattens

Nasard werde auch die Leitung des Stammwerks in Wattens übernehmen, das sei "ein erneutes und klares Bekenntnis zum Standort", wird die Verwaltungsratspräsidentin von Swarovski, Luisa Delgado, in der Mitteilung zitiert.

Der in Familieneigentum stehende Konzern beschäftigt weltweit rund 18.000 Mitarbeiter, seine Geschäfte liefen zuletzt schlecht, circa 8.000 Mitarbeiter mussten weltweit abgebaut werden, der Umsatz sank. 2020 ist der in der Öffentlichkeit geführte Streit eskaliert, die Familienmitglieder und Gesellschafter konnten sich nicht auf eine Reform einigen. Deren Kern sollte die Höherpositionierung der Marke im erschwinglichen Luxussegment sein, allerdings sollten auch Unternehmensstrukturen und Governance zeitgemäß gestaltet werden. Soll heißen: personelle Trennung zwischen operativ tätigen Managern und Kontrolloren, keine bis dahin üblichen Doppelrollen mehr. Genau das wird nun umgesetzt.

Laut Unternehmen soll Nasard "die Transformation von Swarovski – als Marke, die fest im Luxusmarkt verankert ist – vollenden (…) und auf profitables Wachstum ausgerichtet anpassen". (Renate Graber, 14.6.2022)