Klaus Steinbacher ist Franz Beckenbauer in der Sky-Serie "Der Kaiser".

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Foto: Sky Österreich

Leid der Serienschauerinnen: Die neuesten Folgen von "Stranger Things" hat Netflix. "Obi Wan-Kenobi" gibt's bei Disney+, die dritte Staffel "Das Boot" bei Sky, die zweite der "Morning Show" auf Apple TV+. "The Boys" schaut man auf Amazon Prime Video, und wer keine Folge von "Call My Agent" verpassen will, braucht ein A1-Abo für Canal+ oder eines bei Starzplay. Die Folge: Man verliert den Überblick.

Dieses Dilemma soll Sky Glass lösen, ein neues Gerät des Aboanbieters Sky. "Es wird das Fernsehen völlig verändern", sagt Sky Österreich-Chef Neal O'Rourke.

Konkret handelt es sich um einen Streamingfernseher, der über W-Lan funktioniert und alle Anwendungen des bisherigen Fernsehens und Streamens in sich vereint. Alles ist über dieses eine Gerät möglich – fernsehen, streamen – und nicht nur Angebote von Sky, sondern auch von diversen anderen Plattformen, in die man nicht mehr via App, sondern direkt zusteigen kann. Zudem ist Sky Glass auch für Videokonferenzen und Spielekonsolen geeignet. "Wie der Sprung vom Handy zum Smartphone", wird Sky Glass beschrieben.

Internet-Fernseher mit Sprachsteuerung

Schon jetzt kann man bei Sky Content von anderen Anbietern abrufen – kostenpflichtige wie Netflix, Disney+, Apple TV+, Amazon Prime Video und DAZN ebenso wie Gratisangebote von etwa ORF-TVThek und Mediatheken von Arte, ARD und ZDF. Allerdings geht das bisher nur über den Receiver, zwei Fernbedienungen sind notwendig. "Mit Sky Glass erleichtern wir den Zugriff auf viele weitere Inhalte unserer Partner", sagt O’Rourke. Das System funktioniert wie ein Internet-Fernseher mit Sprachsteuerung. Das verfügbare Angebot ist wie bisher nach Kategorien wie Sport, Serien oder Filme aufrufbar, neu: plattformübergreifend. Das heißt: Sky-Angebote stehen neben jenen von Netflix und Disney. Man muss nicht wie bisher weit hinunter scrollen, um dann erst langwierig wieder einzusteigen. "Das ermöglicht uns unsere Inhalte noch besser zu präsentieren", sagt O’Rourke.

In Großbritannien sind die Sky-Glass-Geräte seit Oktober 2021 erhältlich. Als nächste Märkte sind Deutschland und Österreich sowie Irland und Italien angekündigt. Der Start wurde bei den Screenforce Days für Ende 2022 angekündigt. Die Sky-Glass-Geräte kosten kolportiert zwischen 750 und 1200 Euro – zusätzlich zu den Abopreisen.

Der Ire Neal O'Rourke leitet seit 2020 die finanziellen und kommerziellen Geschäfte von Sky Österreich. DER STANDARD fragte ihn zu aktuellen, politischen Themen des Medien- und Serienstandortes Österreich:

ORF-Digital-Novelle

"Die österreichische Medienlandschaft lebt von einer Angebots- und Meinungsvielfalt. Daher sollte im Zuge der geplanten ORF-Digitalnovelle der gesamte Medienstandort mitgedacht werden. Wir sind bestrebt, unseren Nutzern Zugriff auf Inhalte aller Art zu bieten. Nicht nur auf unsere eigenen Sky Inhalte, sondern auch auf Inhalte von Drittanbietern und eben auch dem ORF. Wir pflegen mit dem ORF eine gute Partnerschaft, wie etwa die Integration der TVThek auf unserer Plattform oder die gerade verkündete Erweiterung der Partnerschaft bei der österreichischen Fußball-Bundesliga zeigt. Wir sind auch künftig an einer engen Zusammenarbeit interessiert, jedoch muss eine solche vor dem Hintergrund neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen immer auf Augenhöhe passieren und die Interessen aller Seiten einbeziehen."

Zur aktuellen Filmförderungs-Diskussion in Österreich

"Dass die Regierung sehr konkret über ein Steueranreizmodell für Investitionen in Film- und Serienproduktionen nachdenkt, ist eine sehr gute Nachricht. Ein solches Modell schafft noch mehr Planungssicherheit für die Branche. Die Attraktivität des Produktionsstandortsorts Österreich würde außerdem weiter gesteigert und die Bereitschaft, in lokalen Content zu investieren deutlich erhöht. Das geht Hand in Hand mit unser Sky Originals Strategie, tolle neue Stoffe zu entwickeln, die die Menschen vor Ort bewegen und über die man spricht."

Austria Player der Privatsender

"Wir haben nicht den Eindruck, dass der Austria Player in der laufenden Debatte zur österreichischen Medienlandschaft noch eine hohe Relevanz besitzt. Für unsere Überlegungen spielt das Thema aktuell jedenfalls keine Rolle."

Serien aus Österreich

"Die Ibiza-Affäre" war erfolgreichster Serienstart von Sky. Gibt es Nachfolgeprojekte? "Die Chat-Affäre" zum Beispiel über weitere Verwerfungen der österreichischen Innenpolitik? Rourke zeigt sich zumindest nicht abgeneigt: "Wir sind generell interessiert an packenden Geschichten, in denen es um Menschen geht."

Spezielle Serieninhalte aus Österreich sind vorerst nicht geplant, allenfalls mit österreichischer Beteiligung, etwa die dritte Staffel von "Der Pass" mit Nicholas Ofczarek. Deutschsprachige Originalserien werden hingegen am laufenden Band produziert, demnächst kommen:

  • "Munich Games" spielt 50 Jahre nach dem Münchner Olympia Attentat, einem traumatischen Terroranschlag auf israelische Athleten im Jahr 1972. Ab 4.9.
  • Action in zehn Folgen bringt "Die Autobahn" mit Ken Duken.
  • In "Der Kaiser" geht es um Fußball-Legende Franz Beckenbauer mit Klaus Steinbacher in der Titelrolle.
  • In der Endfertigung ist "Souls" von Alex Eslam mit Brigitte Hobmeier und Julia Koschitz.

Größter internationaler Start: Die "Game of Thrones"-Nachfolgeserie "House of the Dragon", ab 22.8.

Sportrechte:

Bestes Pferd im Stall bei Sky bleibt der Sport mit Rechten etwa an Admiral Bundesliga, deutscher Bundesliga, Preimer League, Formel 1, NHL und Golf sowie UEFA Champions League, UEFA Europa League sowie UEFA Europa Conference League – zum Teil sind dafür eigene Sender geplant. O‘Rourke: "In Zukunft werden wir die Auswahl und den Umfang der Exklusivität von Sportarten in unserem Portfolio immer wieder überprüfen, aber wir sehen Sportrechte ganz klar als eine wichtige Säule in unserer Strategie."

Abozahlen:

Mit der Bekanntgabe von Abozahlen und Quoten geizt das Unternehmen. Nur so viel: "Zur aktuellen Gesamtkundenanzahl von Sky Q und Sky X können wir sagen, dass noch nie mehr Menschen in Österreich Sky geschaut haben." Seine Prognose zum defragmentierten Fernseh- und Streamingmarkt: "Österreich wird nicht so in Richtung Streaming gedrängt, Fernsehen bleibt wichtig." Die Satellitenbasis von Sky sei stabil. Wachstumspotential sieht er im Bereich Streaming. Konkret: "Im ersten Quartal 2022 konnte Sky X sein höchstes Netto-Kundenwachstum seit Einführung des Produkts verzeichnen. Wir hatten um 50 Prozent mehr Sky X Kunden als im Vorjahr." Sky X sei der am schnellsten wachsende Streaming-Service in Österreich. (Doris Priesching, 22.6.2022)