Der Nationalratspräsident gibt sich auf Tiktok spielerisch.

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Mit minus 56 Prozent erhielt Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka im März 2022 bei einer OGM-Umfrage einen äußerst unterdurchschnittlichen Vertrauenswert der Bevölkerung. Seit Dienstag ist der gelernte Lehrer auf Tiktok, wohl auch deshalb, um an seinen Beliebtheitswerten zu schrauben.

"Mr. Korruption persönlich"

"Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit", lässt Sobotka in seinem ersten Tiktok-Video wissen, das am Dienstag auf der Social-Media-Plattform online ging. Er wolle spannende Einblicke in seinen Arbeitsalltag gewähren, erklärt der Politiker seine Ambitionen. Material gebe es mit Sicherheit ausreichend. Sobotka leitete etwa den Vorsitz des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Ibiza-Affäre, was zu Kritik vonseiten der Oppositionsparteien führte, da er in diesem U-Ausschuss gleichzeitig auch Auskunftsperson war, was als Interessenkonflikt wahrgenommen wurde.

Im Februar 2022 wurden Chatnachrichten aus Sobotkas Zeit als Innenminister veröffentlicht, in denen dieser gegenüber seinem Kabinettschef Michael Kloibmüller im Bezug auf Stellenbesetzungen im Einflussbereich des Innenministeriums intervenierte. Seit März 2022 ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen Sobotka wegen mutmaßlichen Amtsmissbrauchs in Verbindung mit einer Postenvergabe bei der Landespolizeidirektion Wien.

Vor allem aufgrund der Ereignisse der letzten Monate geben sich die ersten Kommentare auf Tiktok auch nicht zimperlich. Sobotka wird dort als "Mr. Korruption" bezeichnet. Ein anderer Nutzer schreibt, der ÖVP-Politiker habe seine beste Zeit bereits hinter sich.

Die meisten Kommentare sehen Sobotka kritisch.
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Nicht der Erste

Seit 2017 ist der heute 66-jährige Sobotka Erster Nationalratspräsident. Seine politische Laufbahn begann allerdings bereits 1982 mit dem Einzug in den Waidhofener Gemeinderat. Der ehemalige Innenminister ist heute 66 Jahre alt. Den Schritt auf Tiktok wagt er nicht als erster heimischer Politiker. Vor ihm versuchten bereits Sebastian Kurz, Alexander Van der Bellen oder auch Michael Ludwig, die junge Zielgruppe auf der Plattform zu erreichen. (red, 15.6.2022)