Das Russland-Geschäft machte mit rund 40 Millionen Euro weniger als ein Prozent des Konzernumsatzes aus.

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Wien – Nach mehr als 100 Tagen Krieg in der Ukraine haben die Meldungen über westliche Unternehmen, die Russland verlassen, an Seltenheitswert gewonnen. Am Mittwoch gab jedoch der Baustoffhersteller Wienerberger bekannt, das Land des Aggressors zu verlassen. Mithilfe eines Management-Buy-outs soll das Geschäft von der lokalen Geschäftsführung übernommen werden, teilte das Unternehmen in einer Aussendung mit. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

In den vergangenen Wochen sei an einer Lösung gearbeitet worden, um die Arbeitsplätze zu erhalten. Mit dem Management-Buy-out sei "eine optimale Lösung gefunden, die Kontinuität für alle gewährleistet", sagte Wienerberger-Chef Heimo Scheuch laut Aussendung. Vor rund zwei Monaten wollte sich Wienerberger auf Anfrage des STANDARD zum Engagement in Russland nicht äußern.

Nur noch elf

Kurz nach Kriegsbeginn initiierte Wirtschaftsprofessor der US-Elite-Uni Yale, Jeffrey Sonnenfeld, eine Liste mit jenen Unternehmen, die weiterhin in Russland aktiv blieben beziehungsweise noch bleiben. Medial machte sie schnell einen Namen unter "Hall of Shame". Neben Wienerberger standen bis dato elf weitere österreichische Firmen in der Sektion "business as usual". Dazu zählen etwa die Raiffeisenbank International, Schoeller Bleckmann, Doka, Egger, Agrana oder Fischer Sports.

Wienerberger ist seit 2005 am russischen Markt tätig. Das Geschäft mit Hintermauerziegeln habe mit rund 40 Millionen Euro weniger als ein Prozent zum Konzernumsatz beigetragen. Abgesehen von der Negativ-Publicity im Rahmen der Hall of Shame blickt Wienerberger auf erfolgreiche Monate zurück.

So ging Platz drei des Wiener-Börse-Preises an den Ziegelhersteller. Gewinner war der steirische Leiterplattenhersteller AT&S. Platz zwei ging an den Öl- und Gaskonzern OMV. Zudem gab Wienerberger kürzlich bekannt, die kroatische Rohrfirma Vargon übernommen zu haben. Man wolle damit das Segment für Kunststoffrohre in Südosteuropa stärken. Der Deal soll noch heuer abgeschlossen werden. (and, APA, 15.6.2022)