Bonvalot im Einsatz auf einer Demo in Wien.

Foto: David Prokop

Der Wiener Journalist Michael Bonvalot berichtet seit Jahren von kleineren und sehr großen Demonstrationen und Kundgebungen, wo es nicht selten zu brenzligen Situationen kommt. Schon vor der Pandemie und dem Entstehen der sogenannten Querdenker-Szene hatte sich Bonvalot unter anderem darauf spezialisiert, rechtsextreme Netzwerke aufzeigen, wofür er auch wiederholt bedroht und angefeindet wurde – DER STANDARD berichtete.

Seine Videos und Artikel, die er über seine Homepage und Social-Media-Kanäle verbreitet, werden regelmäßig von Tausenden gelesen. Vor allem während der Corona-Demos, als Journalistinnen und Reporter, aber auch Kameramänner und Fotografinnen immer offener von Demonstranten bedroht und mitunter sogar attackiert wurden, gestaltete sich diese Arbeit immer schwieriger. Bonvalot muss mittlerweile mit einem Security-Team arbeiten, das er als freier Journalist selbst finanziert.

Laufende Angriffe

"Trotz der laufenden Angriffe berichtet er weiter über Konfliktsituationen, wo andere gar nicht mehr berichten", sagt die Medienanwältin Maria Windhager, die auch für den STANDARD tätig ist und Bonvalot zuletzt bei mehreren Verfahren vertrat. Erfolgreich. Denn Bonvalot klagte unter anderem "Oe24" und Servus TV, weil auch diese Medien offenbar Gefallen an seinen Aufnahmen fanden. So großen Gefallen, dass sie sie einfach übernahmen – allerdings ohne den Namen Bonvalot als Quelle zu erwähnen.

Bonvalot macht die Verletzung seiner Nutzungsrechte geltend. Mit Servus TV fand man rasch eine außergerichtliche Einigung. Mit "Oe24" steht man nach einem Teilvergleich noch vor Gericht. Zuletzt am Dienstag, als es um ein Video Bonvalots über Studierendenproteste gegen eine Vorlesung des rechten Historikers Lothar Höbelt an der Uni Wien ging.

Sicherstellung von Berichterstattung

Was Anwältin Windhager zusätzlich als problematisch sieht, ist aber auch das Verhalten der Polizei auf Demos, wo Medienvertreter attackiert werden. Beamte zeigten oft "wenig Interesse an der Sicherstellung von freier Berichterstattung", sagt Windhager im Gespräch mit dem STANDARD, "nicht nur bei freien Journalisten, die sie oft eher als Provokateure sehen, sondern beispielsweise auch bei Filmteams von großen Fernsehstationen". Journalisten wie Bonvalot könnten sich daher bei ihrer Arbeit nicht auf den Schutz der Polizei verlassen.

Trotzdem oder gerade deshalb ist Bonvalot jedenfalls entschlossen, weiter auf sein Recht zu pochen: "Es geht nicht nur um mich, sondern um alle freien Journalistinnen. Solche Medien müssen einfach erzogen werden, damit sie die Arbeit anderer achten", sagte er am Mittwoch zum STANDARD. (Colette M. Schmidt, 15.6.2022)