Gedrosselt: Die Gazprom kündigte an, die Gaslieferungen auf 40 Prozent der technischen Kapazität zu beschränken.

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Wien/Prag/Berlin – Nach Deutschland melden auch Österreich und Tschechien reduzierte Gaslieferungen aus Russland. Ein Sprecher des heimischen Öl- und Gaskonzerns OMV sagte, der russische Lieferant Gazprom habe über eine Reduzierung informiert. "Wir werden diese Mengen, sofern aufgrund des geringeren Gasbedarfs überhaupt notwendig, durch Speichermengen und Mengen vom Spotmarkt ersetzen. Die Versorgung unserer Kunden ist derzeit sichergestellt."

Auch ein Sprecher des tschechischen Versorgers CEZ sagte am Donnerstag, es gebe Einschränkungen, die mit technischen Problemen zusammenhingen. Gazprom hatte diese Woche bereits zwei Tage lang Gaslieferungen nach Deutschland zurückgefahren und zur Begründung auf Verzögerungen bei der Reparatur von Gaskompressoren verwiesen. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte daraufhin gesagt, dies sei vorgeschoben. Es sei offenkundig die Strategie, zu verunsichern und die Preise hochzutreiben.

Habeck rief zum Energiesparen auf

Habeck sagte am Donnerstag, die vergangenen Tage zeigten, wie wichtig es sei, sich aus der Abhängigkeit von Russland zu befreien. Der Ausbau der erneuerbaren Energien sei auch eine Frage der nationalen und europäischen Sicherheit. Der Grünen-Politiker rief in einem via Twitter verbreiteten Video zudem erneut auf, Energie einzusparen. "Es ist jetzt der Zeitpunkt, das zu tun." Jede Kilowattstunde helfe.

In der Nacht zum Donnerstag hat Gazprom ihre Gaslieferungen nach Deutschland durch die Ostseepipeline Nord Stream wie angekündigt weiter reduziert. Wie aus im Internet veröffentlichten Transportdaten des Pipelinebetreibers Nord Stream hervorgeht, sank die Gasmenge ab Mittwochabend, 23.00 Uhr.

Reduktion angekündigt

Donnerstag Früh lag die stündliche Liefermenge bei rund 2,6 Millionen Kubikmeter (29 Millionen Kilowattstunden), von 8 bis 9 Uhr flossen den Angaben nach rund 2,7 Millionen Kubikmeter (30 Millionen Kilowattstunden). Hochgerechnet auf 24 Stunden entspricht dies in etwa den von Gazprom angekündigten 40 Prozent der technischen Kapazität.

Gazprom hatte am Mittwoch angekündigt, die Gasliefermengen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland erneut zu reduzieren. Von der Nacht zum Donnerstag an sollten täglich nur noch maximal 67 Millionen Kubikmeter durch die Leitung gepumpt werden.

Russischer EU-Botschafter: Komplettausfall von Nord Stream 1 möglich

Nach der Reduzierung von russischen Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 ist wohl auch ein komplettes Runterfahren der wichtigsten Versorgungsleitung für Deutschland nicht ausgeschlossen. Russlands EU-Botschafter Wladimir Tschischow meinte am Donnerstag beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg, wegen der Probleme bei der Reparatur von Turbinen in Kanada könne die Leitung komplett stillgelegt werden.

"Ich denke, das wäre eine Katastrophe für Deutschland", sagte er nach Angaben der russischen Zeitung "Kommersant". Deutschland solle darüber nachdenken, die Turbinen lieber auf seinem eigenen Gebiet zu reparieren, damit sie nicht nach Kanada gebracht werden müssten, meinte der Diplomat. (APA, 16.6.2022)