Die hohen Temperaturen verschlimmern die Trockenheit der Böden.

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Bordeaux – Die aus Nordafrika und Spanien kommende Hitzewelle hat Frankreich erreicht. Der Wetterdienst Météo France rief für Donnerstag in 23 der 101 Départements die Alarmstufe Orange aus. Im Südwesten des Landes wurden Temperaturen bis zu 39 Grad erwartet, am Samstag sollen es über 40 Grad werden. Wegen mehrerer gleichzeitiger Waldbrände wurde unterdessen in Katalonien Großalarm ausgerufen. Bisher sind insgesamt etwa 1.100 Hektar Wald- und Buschland vernichtet worden.

Hitze, Trockenheit und Winde erschweren Löscharbeiten

Neben den Berufsfeuerwehren seien auch Hubschrauber, Drohnen und Einheiten der Sonderabteilung des Militärs für Notfälle im Einsatz, teilte die Feuerwehr am Donnerstag mit. Die Flammen in den Gebieten, in denen es zu wenig geregnet hat, werden durch eine Hitzewelle und teilweise heftige Winde noch angefacht. Am meisten Sorgen bereitet den Angaben zufolge der Brand in Artesa de Segre in der Provinz Lleida rund 130 Kilometer nordwestlich von Barcelona. Seit Ausbruch des Feuers am Vortag seien dort mehr als 500 Hektar Wald vernichtet worden.

Die Einsatzkräfte sind im Dauereinsatz.
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Sollten die Flammen an der Südflanke nicht gestoppt werden können, drohe sich der Brand in das Tal von Segre auszubreiten und bis zu 20.000 Hektar Wald zu erfassen. Die Behörden riefen alle Bauern der Region auf, mit ihren Traktoren und Pflügen dabei zu helfen, Brandschneisen anzulegen. Die anderen, etwas kleineren Brände wurden aus Corbera d"Ebre (Tarragona) und aus Castellar de la Ribera (Lleida) gemeldet. Dort seien jeweils etwa 300 Hektar ein Raub der Flammen geworden.

Spanien leidet derzeit unter einer ungewöhnlich frühen und langen Hitzewelle. Seit dem Wochenende werden in vielen Landesteilen Temperaturen von 35 bis weit über 40 Grad gemessen.

Eine Frau schläft unter einem Schirm in Barcelona. In der Stadt werden bis zu 43 Grad erwartet.
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Seit Jahresbeginn seien schon mehr als 19.000 Hektar Wald- und Buschland verbrannt, berichtete der staatliche TV-Sender RTVE am Mittwoch unter Berufung auf Daten des europäischen Erdbeobachtungssystems Copernicus. Das sei in etwa doppelt so viel wie im Durchschnitt derselben Zeiträume in den Jahren 2006 bis 2021. Expertinnen und Experten führen die Entwicklung auf die Folgen des vom Menschen verursachten Klimawandels zurück.

Früheste Hitzeperiode seit Beginn der Aufzeichnungen

In Frankreich handelt sich um die früheste Hitzeperiode in einem Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Land. Die hohen Temperaturen verschlimmern die Trockenheit der Böden, die den Landwirten nach einem niederschlagsarmen Winter und Frühjahr bereits große Sorgen macht. Zudem steigt das Risiko von Waldbränden. Im Süden Frankreichs wurde örtlich auch Ozon-Alarm ausgerufen.

Ein Brunnen in der Nähe des Eiffelturms sorgt für Abkühlung.
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Betroffen von der Hitzewelle sind auch die Maturantinnen und Maturanten, die derzeit ihre Prüfungen schreiben. Manche Gymnasien achten darauf, dass die Klausuren nur in Räumen stattfinden, die nach Norden gehen. Viele Baubetriebe passen die Arbeitszeiten auf den Baustellen an. Die Bahn SNFC sorgt sich um die Schienen und Oberleitungen, die sich in der Hitze verformen könnten. Am Bahnhof in Bordeaux wurden bereits 53 Grad an den Schienen gemessen.

Mehrere Städte erweitern die Öffnungszeiten der Parks und stellen Nebelmaschinen auf. Die französische Regierung hat außerdem Vorkehrungen zum Schutz von Obdachlosen und alten Menschen getroffen. Sie will 500 Millionen Euro in die Begrünung der Innenstädte investieren, um Frische-Oasen zu schaffen. (APA, red, 16.6.2022)