Auf dem Eis haben die schwarz-gelben Sabres Wien ihre Gegnerinnen im Griff. Im Budget klafft allerdings ein gewaltiges Loch.

Foto: Patrick Juricek

Die Sabres haben den Zug zum Tor. Ab kommender Saison in Niederösterreich?

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Eigentlich sollten die Sabres eine Polonaise durch die Donaustadt tanzen. Im März gewannen die Wienerinnen ihren zwölften Eishockeymeistertitel in Serie, die Neuberg Highlanders wurden in der Steffl-Arena mit 7:2 hergespielt. Die Feierlaune in Transdanubien hält sich drei Monate später trotzdem in Grenzen. Ein Gönner hat seine Zuwendungen eingestellt, der Fortbestand des Vereins ist in Gefahr. Obmann Christian Benedek hat Sorgenfalten auf der Stirn: "Die Zeit läuft uns davon."

Der EHV Sabres Wien ist eine Institution. Der Verein wurde 1999 gegründet, seither stapeln sich Pokale im Wandschrank. 18-mal wurde die Meisterschaft gewonnen, sechsmal die international besetzte European Women’s Hockey League (EWHL). Heuer wurden die Sabres in der EWHL Dritte, zuletzt ging der Titel 2018 nach Wien. Beim Finalturnier in der Stachelhalle von Budapest wurden die Bozen Eagles mit 5:0 bezwungen. Ein Shutout, eine Galavorstellung vor gezählten 35 Zusehern. Willkommen im Kern der Problematik.

"Wir verkaufen keine Tickets, da wäre der Aufwand größer als die Einnahmen", sagt Benedek. Die Sabres sind auf Sponsoren und Förderungen angewiesen. Jährlich benötigt der Verein rund 100.000 Euro, um seine Kosten für die Miete der Eishalle, die Abwicklung der Heimspiele und die Reisen zu Auswärtsspielen abzudecken. Geringe Personalkosten entfallen auf das Trainerteam, die Spielerinnen gehen grosso modo leer aus, Legionärinnen beziehen ein Taschengeld. Der Sport macht nicht reich.

Budgetloch

In den vergangenen Jahren finanzierte ein Mäzen den Betrieb der Sabres. Der Mann hielt sich im Hintergrund, dem Vernehmen nach soll es sich um einen Spielervater aus der Immobilienbranche handeln. Jetzt ist Schluss mit der gönnerhaften Finanzspritze. "Es fehlen mindestens 40.000 Euro", sagt Benedek, "das müssen wir kompensieren." Aber wie? "Ein neuer Sponsor wäre fast ein Wunder. Er könnte im Vereinsnamen aufscheinen, er könnte den Präsidenten stellen. Der Werbewert ist aber überschaubar." Ehrlichkeit ist bei den Sabres Trumpf.

Und Förderungen? Geht da was? Bisher ließ die Abteilung Sport Wien jährlich 7500 Euro springen, in der jetzigen Situation nur ein Tropfen auf den heißen Stein: "Wir haben Gespräche mit der MA 51 geführt. Eine höhere Fördersumme steht nicht in Aussicht. Der Sport ist bei den Stadträten immer nur ein Anhängsel, dementsprechend wird er auch behandelt. Wenn ich als Sportfunktionär die Förderungen im Kunstbereich sehe, kommen mir die Tränen."

Wofür das Herz schlägt

Christian Benedek arbeitet beim Wiener Hilfswerk, den Job bei den Sabres erledigt er ehrenamtlich. Sein Herz schlägt für den Verein. Für diesen Verein, der viel für den heimischen Eishockeysport geleistet hat. Zuletzt standen fünf Spielerinnen der Sabres im Kader der Nationalmannschaft. Und dieses A-Team steht auf dem Sprung zu Größerem: Die Qualifikation für Olympia wurde nach Siegen über Deutschland und Italien nur um einen Punkt verpasst. In der Weltrangliste steht Österreich auf Rang 13.

Die Sabres bieten Möglichkeiten. Die Tirolerin Janine Weber bekam nach vier Jahren in Wien ein Stipendium für ein US-College und spielte später bei den New York Riveters als erste Österreicherin professionelles Eishockey. Die Salzburgerin Anna Meixner wechselte von den Sabres zum schwedischen Topklub HV71. "Spielerinnen im Ausland sind für das Nationalteam extrem wichtig", sagt Benedek, "und die Sabres waren immer ein wichtiges Sprungbrett."

Herbergssuche

Also wie geht es weiter? Benedek denkt alle Möglichkeiten durch. Und eine dieser Möglichkeiten ist es, Wien schweren Herzens den Rücken zu kehren. "Eine Übersiedlung nach St. Pölten ist denkbar, wir müssen die finanziellen Möglichkeiten durch Förderungen in Niederösterreich ausloten. Bis Juli müssen wir wissen, wie die Zukunft aussieht. Organisatorisch wäre ein Umzug kompliziert. Wenn der Verein dadurch aber gerettet wird, müssen wir diesen Weg einschlagen. Alle wollen, dass es weitergeht." (Philip Bauer, 17.6.2022)