Nach Einschätzung des niederländischen Geheimdienstes hätte der Russe beim Internationalen Strafgerichtshof großen Schaden anrichten können.

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Amsterdam – Die niederländischen Sicherheitsbehörden haben nach eigenen Angaben einen russischen Spion enttarnt, der als Praktikant den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag infiltrieren wollte. Der Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes (GRU) sei mit einer ausgeklügelten Tarngeschichte aus Brasilien eingereist, jedoch noch am Flughafen festgehalten und zurückgeschickt worden, teilte der niederländische Geheimdienst (AIVD) am Donnerstag mit. In Brasilien werde er vor Gericht gestellt. "Dies war ein langfristiger GRU-Einsatz, der viel Zeit, Energie und Geld gekostet hat", sagte Geheimdienstchef Erik Akkerboom der Nachrichtenagentur Reuters. Stellungnahmen der russischen und brasilianischen Behörden lagen nicht vor.

Spion hätte "großen Schaden" anrichten können

Nach Einschätzung des AIVD hätte der Russe beim Internationalen Strafgerichtshof großen Schaden anrichten können. "Die Bedrohung, die von dem Geheimdienstoffizier ausging, war potenziell sehr hoch." Der Mann "nutzte einen gut durchdachten Deckmantel", teilte der AIVD mit, "wobei er alle Verbindungen mit Russland und besonders zum GRU verhüllte." Die Festnahme war durch eine Zusammenarbeit verschiedener internationaler Dienste ermöglicht worden. Der Vorfall ereignete sich den Angaben zufolge bereits im April, wurde aber jetzt erst bekannt gegeben. Weitere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.

Der IStGH hat das Mandat, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu untersuchen. Der Gerichtshof leitete nach der russischen Invasion in der Ukraine entsprechende Ermittlungen ein. Die russische Regierung hat in der Vergangenheit Spionagevorwürfe zurückgewiesen. (Reuters, APA, red 16.6.2022)