Der Vorstand der E-Control, Alfons Haber, beruhigt.

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Der Unfall in der Raffinerie Schwechat bewirkt laut der AUA keine Flugstreichungen.

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Wien – Im Hinblick auf die Reduktion der Gaslieferungen aus Russland, die auch Österreich betrifft, sagte Alfons Haber, Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, am Freitag, dass Österreich derzeit über "hohe Speichermengen" verfüge und im Fall von weiteren Einschränkungen Alternativen für Lieferungen anzapfen könnte.

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern stehe Österreich bei den Speichermengen von Gas "sehr gut da", sagte Haber dem Ö1-"Morgenjournal". "Wir haben aktuell circa 38,4 Terawattstunden eingespeichert. Das sind in etwa 40 Prozent des österreichischen Jahresverbrauchs."

Volle Speicher realistisch

Für den Herbst und Winter sei zu berücksichtigen, dass man die Gasflüsse und die damit verbundene Substituierbarkeit und Differenzierung weiter beobachte und ermögliche. Doch auch wenn es zu weiteren Einschränkungen komme, habe Österreich Alternativen. Dazu zählen laut Haber Lieferungen "aus dem kaspischen Raum, Nordafrika und auch aus Norwegen". Halte man die Liefermengen konstant und nutze diese im Sommer, um die Speicher zu befüllen, sei es "mit den aktuellen Zahlen schon auch realistisch, dass wir die Speicher befüllen können".

Die Argumentation Russlands, dass technische Probleme derzeit für reduzierte Gaslieferungen verantwortlich sind, hält Haber für "nachvollziehbar und transparent". Seines Wissens sei davon auszugehen, dass die Probleme bald behoben und die Liefermengen wieder erhöht werden. Gazprom hatte diese Woche bereits zwei Tage lang Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream zurückgefahren und auf Verzögerungen bei der Reparatur von Gaskompressoren verwiesen. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck ortete eine politische Motivation. Es sei offenkundig die Strategie, zu verunsichern und die Preise hochzutreiben.

Kein konkreter Plan

Die chemische Industrie hingegen rief die Politik dazu auf, die "Vorbereitungen für einen drohenden Gasengpass auszuweiten". Von der Politik gebe es immer noch keine konkreten Pläne, wie die Risiken eines Gasstopps gemildert werden könnten oder wie das Gas im Ernstfall aufgeteilt werden solle, erklärte der Fachverband am Freitag. Mehr Planungssicherheit für den produzierenden Bereich sei nötig.

Die Gefahr eines Gasstopps sei in Anbetracht der reduzierten Lieferungen aus Russland in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen, so der Verband. "Planbarkeit ist für Unternehmen in Krisensituationen überlebenswichtig. Das bisher von der Politik verfolgte Prinzip Hoffnung ist zu wenig", sagte Hubert Culik, Obmann des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs. Viele EU-Staaten würden bereits an solchen Notfallplänen arbeiten. Die chemische Industrie biete auch ihre Expertise an, "damit die Auswirkungen eines Gaslieferstopps auf Österreich möglichst gering gehalten werden können", so Culik.

Keine Anzeichen für Lieferstopp

Das Klimaministerium hatte am Donnerstag mitgeteilt, die Lage zu beobachten. Anzeichen für einen Lieferstopp sehe man derzeit nicht. Man stehe auch mit der OMV in engem Kontakt. Der Öl- und Gaskonzern hatte am Donnerstag erklärt, dass Gazprom über eine Reduzierung informiert habe. Die Versorgung der Kunden sei aber sichergestellt.

Von der Lieferstörung sind neben Österreich auch Deutschland, Italien, Frankreich und Tschechien betroffen. Eine Lösung der Lieferstörungen zeichnet sich laut Gazprom-Chef Alexej Miller nicht ab. Zur Reparatur der Gaskompressoren fehlten wichtige Ersatzteile, die von Kanada wegen der Russland-Sanktionen nicht geliefert werden könnten.

AUA: Keine Flugstreichungen wegen OMV-Unfalls

Als Vorsichtsmaßnahme sei nach dem Unfall in der OMV-Raffinerie in Schwechat der Flughafen Wien über die Engpässe bei Kerosin verständigt worden, sagte OMV-Vorstandschef Alfred Stern. Die Fluglinien, darunter die AUA, seien angehalten worden zu tanken, bevor sie nach Österreich zurückkehren, "um die Nachfrage etwas zu reduzieren und die Lage zu entspannen".

Die AUA geht laut einem Bericht von ORF Niederösterreich trotz der Engpässe von keinen außerplanmäßigen Flugstreichungen aus. "Aus aktueller Sicht sollte ein stabiler Flugbetrieb möglich sein, einzelne Streichungen über den Verlauf des Sommers sind – wie auch in anderen Jahren – generell nicht auszuschließen", teilte die AUA mit. (Kiyoko Metzler, APA, 17.6.2022)