Genn ist seit 2009 Bischof von Münster.

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Münster – Trotz Kritik in einer Studie zu sexuellem Missbrauch im deutschen Bistum Münster lehnt Bischof Felix Genn einen Rücktritt ab. In der am Montag veröffentlichten Studie wird dem Bischof ein zu lascher Umgang mit Priestern vorgeworfen, die nach ihren Taten Reue gezeigt hatten. Genn räumte am Freitag Fehler ein. Er habe aber nichts vertuscht.

"Ich möchte daher die mir verbleibende Amtszeit als Bischof von Münster mit höchstem Engagement nutzen, weiterhin und verstärkt auf das zu hören, was Betroffene und unabhängige Gremien mir für den Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Münster empfehlen, und versuchen, das umzusetzen", teilte Genn mit.

Zumindest 610 minderjährige Opfer seit 1945

Genn kündigte in einer ersten längeren Stellungnahme an, dass das Bistum Konsequenzen aus der Studie ziehen werden. Dazu gehöre, dass Personalentscheidungen transparenter getroffen würden. Die Bischofsgruft im Dom werde vorerst geschlossen. Dort liegen drei Amtsvorgänger begraben, die sich der Studie zufolge im Umgang mit Missbrauchsfällen schwerer Versäumnisse schuldig gemacht haben. Das Bistum hat eine Hotline für Betroffene eingerichtet. Auf Twitter bestätigte das Bistum Berichte, wonach Genn auch persönliche Gespräche anbietet.

Von 1945 bis 2020 sind laut den Untersuchungen des fünfköpfigen Forscherteams mindestens 610 Minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch geworden, mindestens 196 Kleriker werden als Täter genannt. (APA, miwi, 17.6.2022)