Der Musiker hat eine einseitige Gesichtslähmung.

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Vor wenigen Tagen wandte sich Popstar Justin Bieber mit einer Videobotschaft an seine Fans: Aus gesundheitlichen Gründen müsse er geplante Konzerte absagen. Bei ihm wurde das seltene Ramsay-Hunt-Syndrom diagnostiziert, seither leidet er an einer einseitigen Gesichtslähmung. Neben besorgten Fans wurde diese Neuigkeit auch von einem unerwarteten Publikum aufgegriffen – nämlich von Impfgegnern, die seine Gesichtslähmung als neuen "Beweis" für die Schädlichkeit der Covid-19-Impfung sehen.

"Wie ihr sehen könnt, kann ich mit diesem Auge nicht blinzeln und auf dieser Seite meines Gesichts nicht lächeln, auch dieses Nasenloch bewegt sich nicht", erklärte Bieber in seinem Video. "Also diese Seite meines Gesichts ist vollständig gelähmt." Die kommenden Konzerte habe er absagen müssen, weil er "körperlich einfach nicht in der Lage" dafür sei.

Haltlose Behauptungen

Trotz fehlender Faktenbasis dauerte es laut "Gizmodo" nicht lange, bis auf sozialen Medien die Behauptung aufkam, bei Biebers Lähmung handle es sich um einen Impfschaden. Einen Twitter-User zitieren die Berichterstatter folgendermaßen: "Ein weiteres impfopfer. Seine Fraun hatte vor ein paar Wochen Blutgerinnsel. Wie viel hat Bill Gates im gezahlt, um die Ursache zu vertuschen?"

Ähnliche Behauptungen wurden vereinzelt auch in deutschsprachigen Impfgegner-Gruppen aufgegriffen. Auf Telegram werden diese mit vermeintlich faktenbasierten Artikeln aus einschlägig bekannten Onlinemedien untermauert. Demnach sei es bekannt, dass das Ramsay-Hunt-Syndrom eine Nebenwirkung der Corona-Impfung sei. Ein anderer Blog behauptet fälschlicherweise, Bieber habe selbst zugegeben, dass die Impfung sein Leben ruiniert habe. In Wirklichkeit hat der Musiker Covid-19 nie erwähnt.

Kein Zusammenhang

Im Laufe der letzten zwei Jahre zeigte sich, dass verschwörungsgläubige Menschen immer wieder das weltpolitische Geschehen nutzen, um ihre eigenen Positionen und Behauptungen zu belegen. Zu sehen war das zuletzt nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Schnell war für zahlreiche Impfgegnerinnen und Impfgegner klar, dass der Krieg nur als Ablenkung diene, um neue Regierungsmaßnahmen durchzusetzen, berichtete der STANDARD.

Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Covid-19-Impfung und dem Ramsay-Hunt-Syndrom gebe es jedenfalls keine, betont die US-amerikanische Epidemiologin Katrine Wallace gegenüber "Gizmodo". (red, 17.6.2022)