Foto: Michaela Bruckmüller

Die Verlockung ist groß, sich an Leonard Cohen und einem seiner aus dem Keller gebrummten Songs zu versuchen. Katrin Weber ergibt sich dieser auf ihrem neuen Album.

Im Duett mit Christoph Wagner-Trenkwitz stemmt sie sich gegen I’m Your Man aus der Lumpi-Phase des großen Kanadiers in den 1980ern. Sie tut das im Mantel des Jazz, kehrt den subtilen Swing des Liedes hervor, nimmt ihm etwas von seinem Testosteron, ohne es zu kastrieren. Schließlich hat sie ein paar Songs früher mit in die Hüften gestemmten Armen klargemacht: I’m A Woman. Weber betupft den Song mit ihrem Klavier ebenso wie vokal – und hält seiner Schwere etwas Leichtigkeit entgegen.

Keine Dekoration

Die Version stammt von Webers eben erschienenem Album Trieb. Am Sonntag präsentiert sie das Werk im Porgy & Bess, um 20.30 Uhr geht es los.

Weber interpretiert ihre Songs als, wie es so schön heißt, mitten im Leben stehende Frau, die ein oder zwei Dinge erlebt hat. Und das kann was. Trieb ist eine Sammlung aus fremden und eigenen Kompositionen; zu ihren Gästen zählt neben Wagner-Trenkwitz ihre Freundin Marlis Petersen.

Katrin Weber

Weber schlafwandelt durch Pop, Jazz und gibt ihrer Neigung zu brasilianischer Musik nach. Wobei Schlafwandeln keine Trägheit meint, sondern die Souveränität beschreibt, mit der die aus Deutschland in den 1990ern nach Wien gezogene Pianistin und Sängerin ihre Stücke durchmisst. Diese sind ökonomisch arrangiert, keine eitle Dekoration verstellt die Eleganz.

Die deutschen Texte präsentiert sie mit Nonchalance oder Feuer – was der Song verlangt: ein wenig Zweifeln, Flehen und das Spiel mit Verlockung und Entzug; alles da, was ein dreiminütiges Drama braucht. Dazwischen streut sie sanfte Kleinode wie Marco Valles Samba De Verao, das verströmt sommerliche Leichtigkeit, passt also gerade bestens. (Karl Fluch, 17.6.2022)