Am Large Hadron Collider werden seit diesem Jahr wieder Experimente durchgeführt. Die Zusammenarbeit mit Russland und Belarus wird für die Zukunft ausgesetzt.
Foto: Laurent Gillieron / AP

Etliche Forschungsprojekte und Organisationen haben aufgrund der russischen Invasion der Ukraine Kooperationen mit Russland auf Eis gelegt und wollen diese auch in den kommenden Jahren nicht fortführen. Das betrifft unter anderem Mondmissionen, die die europäische Weltraumagentur Esa ursprünglich gemeinsam mit dem russischen Pendant Roskosmos durchführen wollte. Auch die Zukunft der Internationalen Raumstation ISS steht noch in den Sternen. Nun hat sich zudem die europäische Organisation für Kernforschung (Cern) in Genf positioniert: Sie will ihre Zusammenarbeit mit den Staaten Russland und Belarus 2024 nicht erneuern.

In zwei Jahren läuft eine Vereinbarung aus, die den beiden Ländern bisher Beobachterstatus verliehen hatte. Cern sei nach dem Zweiten Weltkrieg für die friedliche Forschung gegründet worden, teilte die Organisation am Freitag mit. Sie habe die Forschungszusammenarbeit immer als friedensstiftend gefördert. Der illegale Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine unter Beteiligung von Belarus widerspreche diesen Prinzipien.

Künftige Zusammenarbeit offen

Deshalb sei am Donnerstag die Beendigung der Zusammenarbeit beschlossen worden. Die Organisation hatte den Beobachterstatus Russlands bereits im März bis auf weiteres ausgesetzt. Diese Maßnahmen blieben in Kraft, heißt es nun. Die Tür für eine weitere Zusammenarbeit bleibe aber offen, "falls die Umstände dies in Zukunft erlauben", teilte Generaldirektorin Fabiola Gianotti mit.

Die Organisation, die mit ihrem gigantischen Teilchenbeschleuniger (Large Hadron Collider) fundamentale Physik erforscht und ungeklärte Fragen über den Ursprung des Weltalls beantworten will, hat 23 Mitgliedsländer, darunter Deutschland und Österreich. Daneben gibt es assoziierte Mitglieder, etwa die Ukraine. Diese Länder können die Infrastruktur teils nutzen und sind ohne Stimmrecht in Gremien vertreten.

Eine Stufe darunter sind Länder und Organisationen mit Beobachterstatus, etwa Japan, die USA, die Europäische Union und die Unesco. In diese Liste gehörte auch Russland. Fachleute aus Belarus konnten sich durch ein Kooperationsübereinkommen an Forschungsprojekten des Cern beteiligen. (APA, red, 17.6.2022)