Cover der aktuellen "Stern"-Ausgabe.

Foto: stern.de

Hamburg – Die renommierte deutsche Journalistenauszeichnung Nannen Preis wird dieses Jahr einmalig unter einem anderen Namen verliehen. Hintergrund ist eine Debatte um die Rolle des Ex-"Stern"-Chefredakteurs Henri Nannen in der NS-Zeit. Das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr teilte am Freitag mit, man habe gemeinsam mit dem zum Haus gehörenden Magazin entschieden, den Nannen Preis kommende Woche als "Stern Preis" zu verleihen – um die Debatte "zu entschärfen".

Die Auszeichnung solle diejenigen glänzen lassen, für die einer der angesehensten Journalistenpreise des Landes da sei: herausragende Journalistinnen und Journalisten. Im Mai hatte ein Beitrag des Rechercheformats "STRG_F" des Norddeutschen Rundfunks (NDR) mit einem Beitrag über Details zur Vergangenheit Nannens im Zweiten Weltkrieg eine Debatte in der Medienbranche angestoßen.

Entscheidung bis Jahresende

Gruner + Jahr kündigte weiter an, man werde ein Gremium berufen, das über die künftige Verwendung des Namens für den Preis und auch für die Henri-Nannen-Schule beratend tätig werde. Bis Jahresende werde man eine Entscheidung treffen.

Gregor Peter Schmitz, Vorsitzender der Chefredaktion des "Stern": "In der kommenden Woche sollen die herausragenden publizistischen Leistungen des vergangenen Jahres im Mittelpunkt stehen, nicht die aktuelle Debatte um Henri Nannen, weshalb wir einmalig den 'Stern Preis' vergeben. Danach nehmen wir uns die Zeit für eine ruhige und gewissenhafte Beratung über den richtigen Umgang mit unserem Gründer. Außerdem werden wir uns im kommenden Jahr auch noch einmal intensiver mit den Anfangsjahren des 'Stern' auseinandersetzen. Das ist keine Demontage und erst recht keine Kampagne – es ist eine der Grundtugenden des Journalismus: den Dingen auf den Grund gehen und abgewogen urteilen." (APA, dpa, red, 17.5.2022)