Bitcoin-Investoren brauchen derzeit starke Nerven.

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Nach einem fulminanten Absturz hatte sich der Kurs des Bitcoin einige Tage knapp über der Marke von 20.000 Dollar seitwärts bewegt, nun wurde auch diese psychologisch wichtige Hürde genommen: Am Samstag um 10:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit war ein Bitcoin laut der Plattform Coinmarketcap rund 19.150 Dollar wert. Das ist der niedrigste Stand seit Dezember 2020.

Somit hat ein Bitcoin innerhalb der vergangenen 24 Stunden knapp zehn Prozent an Wert verloren, gerechnet auf die vergangenen sieben Tage liegt das Minus bei knapp 35 Prozent. Seit Jahresanfang hat die weltweit größte Kryptowährung knapp 60 Prozent an Wert verloren, bei Ether – der zweitgrößten Kryptowährung der Welt – liegt das Minus seit Jahresanfang bei rund 73 Prozent.

Die Gründe für den Crash

Ein Grund für das Ende der einstigen Höhenflüge wird in makroökonomischen Faktoren und der Geldpolitik gesehen: Notenbanken heben schrittweise die Zinsen an, und dieses Ende des billigen Geldes macht Investments in riskante Anlageformen weniger attraktiv – das gilt nicht nur für Kryptowährungen, sondern auch für Tech-Aktien.

Andere Probleme sind wiederum hausgemacht. So zog etwa der Crash der sogenannten Stablecoin Terra USD und der damit verbundenen Kryptowährung Luna den Gesamtmarkt mit sich in die Tiefe. Terra USD sollte eigentlich stabil an den Dollar gekoppelt sein, doch das System kollabierte, und inzwischen wird gegen die Verantwortlichen wegen vermeintlicher Irreführung von Kleinanlegern ermittelt.

Bezeichnend für die aktuelle Stimmung im Markt ist auch der "Fear & Greed"-Index, der auf einer Skala von eins bis 100 abbildet, ob Negativemotionen wie Angst den Markt dominieren oder Investoren aufgrund von überbordendem Optimismus ein gieriges Verhalten an den Tag legen. Dieser steht aktuell auf einem Wert von 6, also extremer Angst.

Dem Marktumfeld entsprechend reagieren auch die Repräsentanten der einzelnen Plattformen. So verkündete Coinbase-Mitgründer und CEO Brian Armstrong vor wenigen Tagen zuerst einen Einstellungsstopp und dann die Kündigung von über 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – rund 20 Prozent der Belegschaft.

In eine gänzlich andere Kerbe schlägt Changpeng Zhao, CEO von Binance: Er möchte ganz im Gegensatz zu seinem Konkurrenten trotz Krise 2000 Menschen einstellen und geht davon aus, dass es sich beim aktuellen Crash um "normale Marktschwankungen" handelt. (red, 18.6.2022)