In einer Demokratie haben die Menschen verschiedene Rechte – darunter auch das Recht, sich öffentlich zu blamieren, welches dank moderner Technologien noch größere Ausmaße annimmt als früher. Dieses besagte Recht auf Selbstblamage nahm zuletzt der republikanische US-Politiker Greg Steube wahr. Er witterte einen Polit-Skandal, wo keiner war – stattdessen war er auf einen magischen Trick aus der Traumfabrik, den Greenscreen, hereingefallen.

Steube kritisierte vor wenigen Tagen das Vorgehen des US-Senders CNN, welches er selbst als "Communist News Network" bezeichnet. Dieses habe von Nancy Pelosi die Erlaubnis erhalten, ein ganzes TV-Studio im Kapitol zu errichten, so der konservative Politiker: Dort, wo einst Lincolns Schreibtisch stand! Potzblitz! Skandal!

Foto: Twitter/Greg Steube

Tatsächlich hatte CNN freilich kein Studio im Kapitol aufgebaut, sondern im hauseigenen TV-Studio mit der gängigen Greenscreen-Technologie gearbeitet. Bei dieser wird hinter den Protagonisten ein monochromatischer Hintergrund aufgebaut, der dann mit digitalen Bildern ersetzt wird, um eine Situation vor Ort vorzugaukeln.

In ihren Grundzügen ist diese Technologie nicht neu, sondern rund 100 Jahre alt: Bereits in den 1920er-Jahren nutzte Walt Disney ein ähnliches System, um menschliche Schauspieler mit Cartoon-Charakteren interagieren zu lassen.

Spott im Netz

Steube löschte seinen Tweet später – allerdings nicht bevor CNN-Reporter Andrew Kaczynski einen Screenshot anfertigen konnte. Dass sich dieser anschließend im Netz verbreite und die Basis für viel Spott und Häme bildete, versteht sich wohl von selbst. (stm, 18.6.2022)