Die Wiener Donauplatte ist um einen Turm reicher. An der Auffahrt zur Reichsbrücke, schräg vis-à-vis von DC 1 und von diesem nur durch die U-Bahn getrennt, wird DC 3 gerade in Betrieb genommen. Der von Dietrich Untertrifaller Architekten entworfene und von der S+B Gruppe gebaute, 110 Meter hohe Turm mit seiner markanten, aus der Ferne an eine Käsereibe erinnernden Fassade wurde damit vor dem DC Tower 2 fertig. Mit Letzterem wird gerade erst begonnen, Erdarbeiten finden statt.

Fotos: Putschögl

Studio all-inclusive

DC 3 ist deutlich kleiner als DC 1, doch genau wie dieser ein Gewerbeturm. Das Gewerbe nennt sich hier aber eben Wohnen: gewerbliches Wohnen, um genau zu sein – für Menschen, die nicht allzu lange in der Stadt bleiben und Wohnraum benötigen, in dem von der Möblierung bis zum Internet alles inkludiert ist. Die Preise beginnen bei 610 Euro pro Monat für ein 15 Quadratmeter großes "Studio". Zwei-Zimmer-Einheiten gibt es auch, sie kosten ab 1490 Euro und sind mindestens 46 Quadratmeter groß.

Foto: Greystar

"District Living" heißt das Konzept, das sich an Studierende wie an "Young Professionals" bzw. auch Menschen richtet, die in der nahen Uno-City zu tun haben, und das der US-amerikanische Investor Greystar nach Österreich brachte. "Angelsächsisches gewerbliches Wohnen" nennt es Stephan Ferenczy von BEHF Architects. Er war als sogenannter "Friendly Architect" aufseiten des Investors dabei und besorgte die Innenausstattung.

Diese ist durchaus ansprechend geworden, jedenfalls was die Allgemeinflächen betrifft: nicht so sehr zwischen düster und knallig bunt changierend wie das The Student Hotel beim Praterstern, das 2020 eröffnet wurde, eher im Industrial-Stil gehalten, aber hell und freundlich.

Foto: Greystar

An Allgemeinflächen gibt es bei District Living ein kleines Lobby-Café sowie eine Sky Bar im 33. Stock, für beide wird aber noch ein Betreiber gesucht. Ganz oben gibt es auch einen "Private Dining Room" (Bild, mit Architekt Ferenczy), einen Partyraum und ...

Foto: Putschögl

... einen Games-Room mit Tischtennis- und Billardtisch.

Waschküche und Fitnessraum sind ebenso vorhanden wie eine Fahrradgarage und ein kleiner Yoga-Raum. An diesem rauscht die U1 allerdings nur wenige Meter entfernt vorbei, das muss man mögen.

Foto: Greystar

Secret Garden wird begrünt

Im dreistöckigen Sockel des Gebäudes befinden sich dann noch Coworking-Flächen (Bild links), außerdem zwei größere Räume für Meetings oder kleinere Kulturevents, und auch einen von Beton umfassten Freibereich namens "Secret Garden" (Bild rechts) gibt es hier. Letzterer wird von der Künstlerin Hannah Stippl noch künstlerisch gestaltet, so wie beim Besuch des STANDARD im ganzen Haus noch gearbeitet wurde.

Fotos: Putschögl

Die Gestaltung der Apartments ist ausgesprochen schlicht ausgefallen. Die kleinsten Zimmer sind auch so klein, dass es sich eigentlich nur um einen Schlauch handelt, an dem Kitchenette, Schreibtisch und Bett aufgefädelt sind. Die Nasszellen wurden fixfertig vorproduziert, 832 Stück, und an der Baustelle vom Kran nur noch an der richtigen Stelle eingesetzt.

Fotos: Putschögl, Greystar

Highlight sind die breiten Fensterbänke vulgo "Alkoven", die sich aus den charakteristischen Ausstülpungen an der Fassade ergeben. Die größeren Einheiten weisen mehrere dieser Erker auf.

Foto: Greystar

Im erwähnten The Student Hotel entstanden übrigens 2020 schon mehr als 800 Serviced Apartments, und auch im dritten Triiiple-Turm kamen im Vorjahr 671 möblierte Kurzzeitapartments auf den Markt. Die Frage, wie viele davon künftig in Wien noch gebraucht werden, wird sich wohl stellen. (Martin Putschögl, 19.6.2022)

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