Ohne Uhr geht bei der Matura nichts – und ohne Desinfektionsmittel, zumindest in Pandemiezeiten, auch nicht.

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Wien – Auf ein Karl-Nehammer-Parteitagsergebnis fehlt zwar noch ein Alzerl, aber immerhin, die Ergebnisse der schriftlichen Zentralmatura des heurigen Jahrgangs schrammen auch diesmal nur knapp an einem 100-Prozent-Durchlauf vorbei. Das ist für alle Schulformen "ein ähnliches Bild wie im Vorjahr", teilte Bildungsminister Martin Polaschek am Sonntag mit.

Konkret zeigt die Auswertung der schriftlichen Klausuren der standardisierten Reife- und Diplomprüfung 2022 in den Hauptgegenständen folgendes Bild:

In Mathematik bestanden an allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) und berufsbildenden höheren Schulen (BHS) je 98,3 Prozent, im Vorjahr 97,9 beziehungsweise 98,5 Prozent. In Deutsch waren in Gymnasien heuer 99,3 Prozent (2021: 99,4 Prozent) beim schriftlichen Teil positiv, an BHS in beiden Jahren 99,4 Prozent. Die Englisch-Maturaklausur bewältigten an AHS heuer so wie im Vorjahr 99,3 Prozent beziehungsweise 99,2 Prozent (99,5) an BHS.

Die meisten Einser in Englisch

Auch die "Sehr gut"-Quoten sind laut Ministeriumsangaben "in allen Bereichen und allen Schulformen auf einem konstant hohen Level". Die meisten Einser bei der schriftlichen Matura – inklusive Jahresnote und nach Kompensationsprüfung – schafften die heimischen Kandidatinnen und Kandidaten heuer und im Vorjahr in Englisch: in den AHS 29,6 Prozent (2021: 28,5 Prozent), in den BHS schafften heuer 23,2 Prozent der Antretenden die Bestnote und 24,5 Prozent im Jahr davor.

In Deutsch stieg die Zahl der Einser bei der Schriftlichen von 22,3 Prozent im Jahr 2021 auf 23 Prozent, in den BHS stand in beiden Maturajahren auf 17 Prozent aller Deutscharbeiten ein "Sehr gut".

Die wenigsten Einser in Mathematik

Die im Vergleich wenigsten mit "Sehr gut" benoteten Maturaklausuren lieferten die österreichischen Abschlussjahrgänge sowohl in den AHS als auch den BHS in Mathematik ab. In den Gymnasien waren es im Vorjahr 21,8 Prozent "Sehr gut", im heurigen Jahr 18,5 Prozent. In den BHS lagen die Einser-Raten hingegen im vorigen Jahr (12,9 Prozent) etwas unter jenen von heuer (13,5 Prozent).

Polaschek zeigte sich angesichts dieser Maturaergebnisse erfreut über die "positive Bilanz" und den "reibungslosen" Ablauf der Reifeprüfung, bei der die Schülerinnen und Schüler "trotz aller Herausforderungen gute Ergebnisse" erzielt hätten. Er sei "zuversichtlich", dass sie "auch bei der mündlichen Matura zeigen werden, dass sie gut gelernt haben und tolle Leistungen erbringen". Er wünsche ihnen "für den feierlichen Abschluss ihrer Schulzeit alles Gute und viel Erfolg".

"Corona-Maturierende" waren erfolgreicher

Es hat sich insgesamt gezeigt, dass die Erleichterungen bei den ersten zwei "Corona-Maturas" 2020 und 2021 zu deutlich höheren Erfolgsquoten geführt haben. Laut Daten der Statistik Austria schafften beim Haupttermin 2021 rund 93,5 Prozent der Maturantinnen und Maturanten die Reifeprüfung, 2020 waren es sogar 94,3 Prozent. Zum Vergleich: In den Jahren vor der Pandemie waren es jeweils rund um 85 Prozent.

Aufgrund der Pandemie wurde die Matura ab dem Haupttermin im Mai und Juni 2020 wesentlich erleichtert. So war etwa die mündliche Matura nur freiwillig, außerdem wurden die Noten der Abschlussklassen in die Maturanoten einbezogen (ab 2021 dann nur mehr ab Erreichen eines Schwellenwerts). Darüber hinaus wurde die Arbeitszeit bei den schriftlichen Prüfungen um 60 Minuten verlängert, die Präsentation der vorwissenschaftlichen Arbeiten beziehungsweise Diplomarbeiten war nur freiwillig.

Mehr Vorzüge

Es haben aber nicht nur mehr Schülerinnen und Schüler insgesamt bestanden – es wurden auch mehr Vorzüge (Notenschnitt maximal 1,5 und kein "Genügend" beziehungsweise "Nicht Genügend", Anm.) erreicht. 2021 absolvierten demnach 23,6 Prozent der Schülerinnen und Schüler die Matura mit ausgezeichnetem Erfolg. Vor der Pandemie taten das nur zwischen 15 und 17 Prozent, im ersten Pandemiejahr 2020 waren es 19 Prozent.

Aufgrund der besseren Prüfungsergebnisse und durch die Einbeziehung der Noten der Abschlussklasse waren 2021 sowohl an den AHS als auch an den BHS nur noch rund zwei Prozent der Gesamtnoten bei der schriftlichen Mathe-Matura negativ (vor der Pandemie: an den AHS vier bis sechs Prozent, an BHS fünf bis sieben Prozent), in Englisch waren es sowohl an AHS als auch BHS nur jeweils 0,6 Prozent (vor der Pandemie: an AHS zwei bis drei Prozent, an BHS zwei Prozent).

Ein paar Erleichterungen weniger

Im heurigen Jahr waren die Erleichterungen wieder etwas zurückgenommen werden: So musste beziehungsweise muss etwa die mündliche Matura wieder verpflichtend absolviert und auch die vorwissenschaftliche Arbeit beziehungsweise Diplomarbeit präsentiert werden. Die Einrechnung der Noten der Abschlussklasse in die Maturanoten bleibt aber bestehen, ebenso die längere Arbeitszeit bei der schriftlichen Prüfung. (Lisa Nimmervoll, 20.6.2022)