Frachtflüge und ankommende Flüge werden am größten belgischen Flughafen noch abgefertigt.

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Brüssel – Vom größten belgischen Flughafen in Brüssel können an diesem Montag wegen eines Streiks keine Passagierflüge starten. Wie das Unternehmen Brussels Airport am Sonntagabend mitteilte, hat ein Großteil des Sicherheitspersonals angekündigt, sich an einem nationalen Protesttag von Gewerkschaften zu beteiligen. Infolgedessen könnten lediglich landende Flüge und Frachtflüge abgefertigt werden.

Bei dem Protesttag wollen Gewerkschaften eine Änderung des belgischen Lohngesetzes fordern, das aus ihrer Sicht keine ausreichenden Lohnanpassungen ermöglicht. Hintergrund ist der derzeitige Anstieg der Lebenshaltungskosten.

Gute Nerven

Wer heuer im Sommer mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen will, braucht gute Nerven. Flughäfen in ganz Europa leiden unter einem Personalmangel bei gleichzeitigem Reiseboom. In Österreich sehen sich der Flughafen Wien und die Austrian Airlines gut gerüstet für die reisestärksten Monate des Jahres. Dennoch könnte es auch in Wien zu Verspätungen und Flugausfällen kommen, vor allem, weil sich Probleme auf anderen Airports auf andere Destinationen übertragen.

Am Flughafen Salzburg fielen am Wochenende mehrere Flüge der Lufthansa-Tochtergesellschaft Eurowings aus. Bis zu 500 Menschen mussten dadurch Sonntagfrüh auf dem Boden bleiben.

Flughafen Wien offenbar gut aufgestellt

"In Wien gelang es uns und unseren Partnern, insbesondere durch das Instrument der Kurzarbeit, möglichst viel Personal in Beschäftigung zu halten, das jetzt wieder im vollen Einsatz steht. Auf vielen anderen Airports, die wir auch bedienen, ist das aber nicht so", erklärte AUA-Sprecherin Sophie Matkovits.

Auch der Flughafen Wien betonte, für den Sommer gut aufgestellt zu sein. "Mit einem Personalstand von 80 Prozent vom Vor-Corona-Jahr 2019 kann der Airport das aktuelle und zu erwartende Passagieraufkommen gut abdecken", sagte Flughafensprecher Peter Kleemann. Das Passagieraufkommen liege derzeit bei etwa 70 Prozent des Vorkrisenniveaus und werde auch im Sommer trotz Reisehochsaison nicht die Rekordwerte von 2019 erreichen.

Easyjet streicht weitere Flüge

Die britische Billigfliegerlinie Easyjet streicht wegen des akuten Personalmangels an Flughäfen und an Bord tausende weitere Flüge. Die angebotene Kapazität wird sich im laufenden Quartal auf 87 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019 belaufen und im Sommerquartal auf noch 90 Prozent, wie Easyjet am Montag mitteilte. Bisher waren 90 Prozent in diesem Quartal und 97 Prozent oder rund 160.000 Flüge im kommenden Vierteljahr, der Hauptreisezeit, geplant.

Engpässe beim Anheuern von Flugpersonal und längere Wartezeiten auf Sicherheitsfreigaben für neue Beschäftigte machen der Airline zu schaffen. Easyjet muss außerdem den Flugplan in London-Gatwick und Amsterdam anpassen, weil die Airports den wachsenden Problemen durch zu wenig Bodenpersonal mit einem Verringern der Flugzahl begegnen.

Deshalb ergreife Easyjet präventive Maßnahmen, um die Abläufe in den Sommermonaten zu stabilisieren, erklärte Easyjet-Chef Johan Lundgren. Mit den Streichungen jetzt werde weitgehend vermieden, dass Flüge in letzter Minute ausfielen. So könnten die Kunden frühzeitig umbuchen. Das sei mit höheren Kosten für das Airline verbunden, die aber noch nicht zu beziffern seien. Von April bis Juni zählt die britische Airline rund 22 Millionen Passagiere bei etwa 140.000 Flügen.

Details zu Flugstreichungen sollen Lundgren zufolge in Kürze bekannt gegeben werden. Gatwick und Amsterdam stünden dabei im Fokus. Operative Probleme gäbe es aber in ganz Europa, zum Beispiel auch in Paris und Genf. Wie bereits bekannt, streicht Easyjet an seinem wichtigsten deutschen Abflugort Berlin von Anfang Juni bis Ende August täglich rund ein Dutzend Abflüge und Ankünfte – damit fallen im Sommer schon etwa 1.000 Verbindungen weg. Die Airline begründete dies auch mit einem ungewöhnlich hohen Krankenstand. In Großbritannien hat der Billigflieger Schwierigkeiten, Personal aus EU-Ländern wegen des Brexit einzustellen. (APA, Reuters, 20.6.2022)