Wien – Es ist ein Bild mit Seltenheitswert: Beim European Publishing Congress in Wien kamen die seit Jahrzehnten erbittert um das Sagen und das Geld bei der "Kronen Zeitung" Ringenden zusammen. Ist das ein Friedensschluss?, fragte DER STANDARD "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand: "Ja, vielleicht", sagte Dichand schmunzelnd und ging weiter zum nächsten gemeinsamen Bild mit Julia Becker.

Seltenes gemeinsames Bild der "Krone"-Eigentümer (von links): Herausgeber und Familienvertreter Christoph Dichand, Funke-Chefin Julia Becker und ihre Mutter Petra Grotkamp. Rechts Michael Grabner, Holtzbrinck-Miteigentümer und Mediaprint-Gesellschaftervertreter und "Journalist"-Herausgeber Johann Oberauer.
Foto: Harald Fidler

Annäherung, Entspannung

Der Begriff Friedensschluss könnte etwas weit gehen – aber eine Annäherung der über Jahrzehnte streitenden "Krone"-Eigentümer zeichnet sich seit einiger Zeit ab, zumindest eine Art Entspannung.

Worüber wird gestritten?

Worum geht es im Gesellschafterstreit um Österreichs noch immer weitaus größte Tageszeitung, die rund ein Viertel der Menschen ab 14 täglich laut Media-Analyse konsumiert, und um krone.at, eines der erfolgreichsten Online-Newsportale in Österreich?

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An der "Kronen Zeitung" halten je 50 Prozent einerseits die Gründerfamilie Dichand und andererseits die deutsche Funke-Gruppe, seit Ende 2019 mit dem österreichischen Immobilienmilliardär René Benko als Partner bei den österreichischen Funke-Beteiligungen "Krone" und "Kurier" an Bord.

Gewinngarantie für Dichands

Die "Krone"-Eigentümer streiten über Vorrechte für die Familie Dichand, die Gründer Hans Dichand 1987 beim Einstieg der Funke-Gruppe ausverhandelt hat. Sie sehen garantierte jährliche Gewinne an die Dichands in hoher einstelliger Millionenhöhe vor. Wenn die "Krone" sie nicht abwirft, müssen die Mitgesellschafter diesen Gewinn überweisen.

Entscheidungen pro Dichand

Zuletzt entschied der deutsche Bundesgerichtshof zugunsten der Dichands, dass Schweizer Schiedsgerichte für Entscheidungen über diese Rahmenverträge zuständig sind. Solche Schweizer Schiedsgerichte haben mehrfach bestätigt, dass die Rahmenverträge über die Vorrechte nicht kündbar sind, ohne die Gesellschaftsverträge aufzukündigen. Und wer sie aufkündigt, muss seine Anteile den Mitgesellschaftern zum sehr günstigen Buchwert anbieten.

Die Rahmenverträge räumen den Dichands auch Vorrechte in der Redaktion der "Krone" sowie beim Personal ein.

Die "Kronen Zeitung" und der "Kurier" – er gehört zu fast 51 Prozent Raiffeisen und zu rund 49 Prozent Funke/Benko – betreiben mit der Mediaprint gemeinsam den größten österreichischen Zeitungsverlagskonzern.

Updates folgen. (fid, 20.6.2022)