Bei Biolebensmitteln zu sparen fällt Johanna besonders schwer.

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"Zwei zum Preis von einem", "Günstiger im Familienpack", "Mengenrabatt". Wer größere Mengen braucht, kann bei Lebensmitteln oft sparen. Das erzählen uns Anpreisungen wie diese, aber auch Spartipps, die angesichts der Teuerungen derzeit häufig zu lesen sind. Zum Beispiel während der Erntezeit günstigeres Obst und Gemüse in größeren Mengen kaufen und durch einkochen, fermentieren oder pickeln haltbar machen. Das braucht allerdings Platz, und in Ein-Personen-Haushalten ist davon für zahllose Einweckgläser zu wenig vorhanden. Selbst kochen steht praktisch auch in jedem Sparleitfaden, was die 28-jährige alleinlebende Johanna T.* für sich und ihre Freund:innen in ihrer Ein-Zimmer-Wohnung in Wien auch gerne macht. Aufwendiges Kochen zur Entspannung und zum gemeinsamen Genuss gehen sich aber kaum mehr aus.

Johanna T. (28) arbeitet im Kulturbereich: "Die Inflation frisst meine Absicherung"

"Der größte Teil meiner Ausgaben geht für Miete und Betriebskosten für meine Ein-Zimmer-Wohnung sowie für Lebensmittel drauf, also für die 'Grundversorgung'. Mein Freund und ich kochen gern für uns und oft auch für Freund:innen – manchmal auch etwas ausgefallener und größer. Wir legen besonders viel Wert auf hochwertige Nahrungsmittel, darauf zu verzichten ist für uns keine Option. Die aktuellen Teuerungen spüre ich jetzt besonders bei den Lebensmitteln, weshalb wir nicht mehr so aufwendig kochen. Um die hohen Preise für Lebensmittel auszugleichen, kehre ich zu den Basics wie Nudel- oder Kartoffelgerichten zurück. Wenn ich das so erzähle, klingt es ziemlich prätentiös. Aber Kochen und Backen ist ein Hobby und für mich eine gute Möglichkeit, mich zu entspannen.

Auf Bio verzichten?

Mein Gehalt im Kulturbereich gleicht die höheren Kosten bei weitem nicht aus. In den vergangenen Jahren ist mein Gehalt nur um den kollektivvertraglichen Inflationsausgleich gestiegen. Etwas einsparen könnte ich, indem ich auf Biolebensmittel verzichte und weniger hochwertige Lebensmittel kaufe – aber das fällt mir sehr schwer. Im Durchschnitt kaufe ich im Monat ein bis zwei Bücher, hier könnte ich durch Besuche in der Bibliothek sparen. Ansonsten brauche ich nicht viel Geld, ich gehe kaum aus und bin in den letzten zwei Jahren auch nicht in den Urlaub gefahren – das war aber Corona geschuldet.

Allein zu wohnen ist teuer, man muss für den Internetanschluss allein aufkommen, Kosten wie diese kann man sich in einer Wohngemeinschaften teilen. Sicher gäbe es Sparpotenzial, wenn ich mit meinem Partner zusammenziehen würde, aber ich möchte nicht aus finanziellen Gründen diesen Schritt gehen. Apropos sparen: So richtig zum Sparen komme ich derzeit nicht. Ich versuche aber, monatlich einen kleinen Betrag auf die Seite zu legen, allerdings dient das momentan nur dazu, einen Notgroschen anzusparen, falls die Waschmaschine kaputtgeht oder andere nötige Reparaturen anfallen.

Altersvorsorge? Jetzt gerade nicht

Deswegen macht mir meine Altersvorsorge große Sorgen. Ich schaffe es gerade mal, für Notfälle zu sparen, weswegen ich bis auf die staatliche Pensionsvorsorge noch gar nichts in irgendeine Art von Altersvorsorge investiere. Da der monatliche Sparbetrag durch die Inflation geringer wurde, schiebe ich das immer noch vor mir her. Die Inflation frisst meine finanzielle Absicherung in der Zukunft.

Der beschlossene Stromgutschein und der Klima- und Teuerungsbonus sind ein nettes Zuckerl, machen aber das Kraut nicht fett, in Summe sind das insgesamt 650 Euro. Ich kann mir aber vorstellen, dass mit Abschaffung der kalten Progression ab 2023 mehr vom Lohn bleibt, das ist abzuwarten." (Beate Hausbichler, 21.6.2022)