Über die Höhe des Spritpreises in 13 Jahren kann man nur spekulieren. Aber ganz unabhängig von der Entscheidung des EU-Parlaments will eine Reihe von Autoherstellern ohnehin früher voll auf reine E-Autos setzen.

Foto: APA/dpa/Daniel Bockwoldt

Wien – Noch ist es nicht in trockenen Tüchern, doch ein Aus für Verbrenner ab 2035 wird immer wahrscheinlicher. Im EU-Parlament hat vor knapp zwei Wochen eine Mehrheit im Europaparlament dafür gestimmt, dass die Autohersteller ab 2035 in der EU nur noch Autos und Transporter auf den Markt bringen dürfen, die keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen. Die Abgeordneten sprachen sich auch dagegen aus, dass die Klimabilanz der Verbrenner durch die Anrechnung synthetischer Kraftstoffe – ausgenommen ist Wasserstoff – verbessert werden kann.

Umsteuern Richtung E-Mobilität

Die Parlamentarier folgten mit ihrer Entscheidung dem Vorschlag der EU-Kommission, den diese als Teil des angestrebten Klimapakets "Fit for 55" vorgelegt hatte. Konkret geht es bei der geplanten Neuregelung darum, den Flottengrenzwert, also den Wert des C02-Ausstoßes aller Modelle eines Herstellers bis 2030, um 55 bis 2035 auf null zu reduzieren. Ziel ist es, möglichst rasch Richtung E-Mobilität umzusteuern. In der Verordnung werden allerdings nur die reinen Fahrzeugemissionen, nicht aber die der Kraftstoff- beziehungsweise der Ladestromversorgung adressiert.

Klar ist, dass mit einer Verschärfung der Emissionsnormen Verbrenner zum Auslaufmodell werden, auch wenn das Aus noch nicht fix ist. Bevor eine solche Regelung in Kraft treten kann, muss das Parlament noch mit den EU-Staaten darüber verhandeln. Am 28. Juni – bei der nächsten Tagung des EU-Umweltrats – wollen die EU-Staaten bzw. deren Klimaminister und Klimaministerinnen ihre Position festlegen. Ende Juni sollen bei den sogenannten Trilog-Verhandlungen, die Positionen von Kommission und Parlament in Einklang mit den EU-Mitgliedsstaaten gebracht werden.

Widerstand

Besonders großen Widerstand gibt es in Ländern wie Ungarn, Bulgarien, der Slowakei, Rumänien und Italien – allesamt Staaten mit starker Autoindustrie. Andere wie Luxemburg, die Niederlande oder Belgien fordern mehr Tempo beim Ausstieg und haben 2030 ins Spiel gebracht. 15 der 27 EU-Staaten müssen zustimmen und dabei zusammen mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren. Das könnte sich trotz erheblichen Abstimmungsbedarfs in vielen Ländern ausgehen.

Unabhängig von der Entscheidung des EU-Parlaments will eine Reihe von Autoherstellern ohnehin früher voll auf reine E-Autos setzen. Die britische Marke Jaguar etwa will bereits ab 2025 vollelektrisch sein. Andere große Hersteller wie Mercedes und Ford hatten auf der Weltklimakonferenz in Glasgow einen Verkaufsstopp ab 2035 gefordert. (rebu, 21.6.2022)